Social Reading auf BookTok

Jeder Gang in die ört­li­che Buch­hand­lung offen­bart inzwi­schen den Ein­fluss des Hash­tags Book­Tok auf den Buch­han­del: Fast über­all gibt es Book­Tok-Bücher­ti­sche, die die Tex­te aus­stel­len, die auf Book­Tok häu­fig bespro­chen wur­den. Das Bör­sen­blatt des deut­schen Buch­han­dels reagiert eben­falls auf den digi­ta­len Trend und ver­öf­fent­lich monat­lich als Eil­mel­dung die Book­Tok-Best­sel­ler­lis­te. Vie­le Titel fin­den sich dann auch auf der Spie­gel-Best­sel­ler-Lis­te im Bereich Paper­back wie­der. Auch auf der Frank­fur­ter Buch­mes­se spielt Book­Tok nicht nur durch die Ver­la­ge, die Book­Tok-Bücher ver­trei­ben, son­dern im Jahr 2024 auch mit einer eige­nen Hal­le sowie den 2023 erst­ma­lig ver­lie­he­nen Book­Tok-Awards eine zuneh­mend wich­ti­ge Rol­le.

Book­Tok hat bei der Grup­pe der 16- bis 19-Jäh­ri­gen eine nach­hal­ti­ge Wir­kung auf das Buch­kauf­ver­hal­ten gezei­tigt: Die Kauf­in­ten­si­tät ist laut einer Erhe­bung der Gesell­schaft für Kon­sum­for­schung in die­ser Grup­pe zwi­schen 2017 und 2022 um 58,9 Pro­zent gestie­gen. Wur­den 2017 noch 7,5 Bücher im Schnitt jähr­lich von Men­schen in die­ser Ziel­grup­pe gekauft, waren es 2022 bereits 12,0.1 Laut Nina Hugen­du­bel, der Che­fin des Münch­ner Buch­händ­lers, wer­den bei Hugen­du­bel sogar 20% mehr Bücher in der ent­spre­chen­den Ziel­grup­pe seit Beginn der Coro­na-Pan­de­mie ver­kauft.2 Wie auch in ande­ren Län­dern, in denen es hier­zu bereits dezi­dier­te­re Ana­ly­sen gibt (die deut­sche Buch­bran­che schweigt sto­isch zu kon­kre­ten Ver­kaufs­zah­len), liegt es nahe, die­sen sprung­ar­ti­gen Anstieg mit dem #Book­Tok in Ver­bin­dung zu brin­gen.

Book­Tok-Account­grup­pen

Bei Vide­os mit dem Hash­tag Book­tok han­delt sich in der Regel um kür­ze­re Vide­os bis ca. einer Minu­te, wobei fol­gen­de Rubri­ken domi­nie­ren: Kur­ze Buch­vor­stel­lun­gen und ‑rezen­sio­nen häu­fig nach Gen­res; Lese­lis­ten sowie das Prä­sen­tie­ren von SUBs; Vor­stel­lun­gen eines Lese­mo­nats; Buch­hacks, also krea­ti­ve Tipps und Tricks rund um das Lesen; Book-Shelf-Tou­ren, häu­fig ein­her­ge­hend mit dem Wunsch, das Bücher­re­gal neu zu orga­ni­sie­ren oder zu erwei­tern; Book-Cover-Reve­als (wobei häu­fig auch die Farb­schnit­te visu­ell in Sze­ne gesetzt wer­den), buch­be­zo­ge­ne Chal­lenges, Book-Hauls bzw. Buch-Unboxing und buch­be­zo­ge­ne Aug­men­ted-Rea­li­ty Fil­ter zum Ran­ken von Büchern.

Es las­sen sich aktu­ell inner­halb der deut­schen Tik­Tok-Accounts fünf Book­Tok-Account­grup­pen dif­fe­ren­zie­ren: (1) Eine Grup­pe pri­va­ter Accounts mit durch­schnitt­lich 500‑5000 Follower:innen (in der Spit­ze auch bis zu 20.000) stellt lite­ra­ri­sche Tex­te – Klas­si­ker und Gegen­warts­li­te­ra­tur – vor, die auch im Feuil­le­ton sowie in Lite­ra­tur­pod­casts bespro­chen wer­den. Die Creator:innen die­ser Accounts haben häu­fig einen uni­ver­si­tä­ren oder jour­na­lis­ti­schen Back­ground und spre­chen meist lite­ra­tur­wis­sen­schaft­lich infor­miert und ela­bo­riert über die jewei­li­gen lite­ra­ri­schen The­men (Bei­spiel: Tik­tok von @evapramschuefer).

@evapramschuefer

Bücher, die ich mei­nen bes­ten Freun­din­nen emp­feh­len wür­de — Teil 2. ich hab so spass an die­ser serie, des­we­gen hier noch ein paar mehr Buch Emp­feh­lun­gen 📝🤝🏼💕 #book­tok­ger­ma­ny #book­tok­deutsch­land #buch­emp­feh­lung #buch­emp­feh­lung

♬ son­i­do ori­gi­nal — SONIDOS LARGOS

(2) Die pri­va­ten Accounts der zwei­ten Grup­pe haben durch­schnitt­lich weit­aus höhe­re Fol­lo­wer­zah­len und stel­len Bücher vor, die in der Com­mu­ni­ty selbst als Book­Tok-Bücher bezeich­net wer­den: Die hier am häu­figs­ten bespro­che­nen Gen­res sind aktu­ell Romance, Young Adult und Fan­ta­sy. (3) Seit 2024 sind eini­ge Accounts ent­stan­den, die ver­su­chen, die­se bei­den Grup­pen zusam­men­zu­füh­ren: Meist zeigt sich dies auch in Bezug auf die jewei­li­gen Gesich­ter der Accounts, die wie etwa @zeit und @literally arri­vier­te Literaturkritiker:innen mit jün­ge­ren Creator:innen zusam­men­zu­füh­ren, die sich mit den für Book­Tok aktu­ell spe­zi­fi­schen Gen­res beschäf­ti­gen und die in eini­gen Posts auch in Dia­log zuein­an­der tre­ten. Die Book­Tok-bezo­ge­nen Posts von @zeit fol­gen dabei zum gro­ßen Teil einem Mus­ter: Der Lite­ra­tur­kri­ti­ker Vol­ker Wei­der­mann erhält Buch­vor­schlä­ge aus der Com­mu­ni­ty, wobei er die Tex­te in kür­ze­ren Vide­os bespricht.

@zeit

📚 Was hält der ZEIT-Lite­ra­tur­kri­ti­ker Vol­ker Wei­der­mann vom Book­Tok-Hit “Ver­giss­mein­nicht” von Kers­tin Gier? Der ers­te Band heißt “Ver­giss­mein­nicht – Was man bei Licht nicht sehen kann”. Auch wenn Vol­ker sich nicht zur Ziel­grup­pe zählt: Die Geschich­te rund um Quinn und Matil­da hat ihm gut gefal­len. Er wür­de ger­ne mal im Saum vor­bei­schau­en und emp­fiehlt das Buch allen, die auch schon die #Mit­ter­nachts­bi­blio­thek oder #Har­ry­Po­t­ter mögen. Was soll Vol­ker als nächs­tes lesen? Wie wär es mit #Onyx­Storm – oder habt ihr noch ande­re Vor­schlä­ge? #fan­ta­sy #roman­t­a­sy #ver­giss­mein­nicht #kers­t­ing­ier #book­tok #book­tok­deutsch #dark­ro­mance

♬ Ori­gi­nal­ton — DIE ZEIT

(4) Zu einer vier­ten Grup­pe zäh­le ich Creator:innen aus den ers­ten bei­den Grup­pen, die nicht nur lite­ra­tur­kri­ti­schen Con­tent pos­ten, son­dern die auch lite­ra­risch schrei­ben. Je nach­dem, wie bekannt die Creator:innen jeweils als Autor:innen bereits sind, vari­iert auch die Zahl der Posts, die sie zu ihren eige­nen Tex­ten abset­zen. (5) Zu einer fünf­ten Grup­pe rech­ne ich pro­fes­sio­nel­le Accounts von Ver­la­gen und Buch­hand­lun­gen, die Wer­be­zwe­cken die­nen. Die Accounts von Hugen­du­bel oder Tha­lia etwa dre­hen Book­Toks in der Regel in einer Filia­le, wobei aus­ge­wähl­te Mitarbeiter:innen zu den ›Gesich­tern‹ des Accounts wer­den. Die Accounts @literally als Pro­jekt des Bay­ri­schen Rund­funks und die Book­Toks von @zeit fal­len damit natür­lich sowohl in Grup­pe 3 als auch 5.

Die Ästhe­tik der Book­Tok-Vide­os ist häu­fig Tik­Tok-spe­zi­fisch: die Vide­os sind mul­ti­mo­dal und inte­grie­ren ver­schie­de­ne semio­ti­sche Res­sour­cen (Video, Musik, Geräu­sche, gespro­che­ner und/oder geschrie­be­ner Text)3, sie sind zumeist ver­ti­kal gefilmt und wer­den auch ver­ti­kal auf dem Smart­phone ange­se­hen, die Creator:innen plat­zie­ren sich dabei in der Regel im Clo­se-Up. Die Tik­Tok-Ästhe­tik ist, wie Bro­wyn Red­dan beschreibt, als chao­tisch und unsty­lisch zu bezeich­nen und steht damit in Kon­trast zur Hoch­glan­z­äs­the­tik vie­ler Booksta­gram-Posts.4 Dadurch wir­ken die Creator:innen nah­ba­rer als auf Insta­gram, sie müs­sen zugleich aber auch mehr von sich per­sön­lich preis­ge­ben und mit wit­zi­gen Ideen auf­fal­len, um die para­so­zia­le Bezie­hung mit den Follower:innen auf­zu­bau­en bzw. zu fes­ti­gen. Grund­sätz­lich kann bei Tik­Tok jedes Video viral gehen, das ist die Beson­der­heit des Algo­rith­mus auf der ›For You‹-Seite und das ist sicher­lich ein Grund dafür, dass BookTok-Creator:innen sich eher an Tik­Tok-Trends und vira­le Prak­ti­ken anpas­sen statt das per­sön­li­che Pro­fil zu schär­fen – wobei dies durch­aus auch zu beob­ach­ten ist.

In der Regel sind Book­Tok-Vide­os mit Musik unter­legt und zei­gen wie­der­keh­ren­de Mus­ter: Emp­foh­le­ne Bücher wer­den oft zuerst mit einer Nah­auf­nah­me auf die Schnitt­kan­te gefilmt, Audio-Memes und Text unter­stüt­zen dabei den sich auf­bau­en­den Span­nungs­ef­fekt bis zur Auf­lö­sung, in der das Buch­co­ver gezeigt wird. Unter den 20 zur­zeit am häu­figs­ten gelik­ten Vide­os mit dem Hash­tag Book­tok fin­den sich etwa fünf Vide­os die­ses Mus­ters. Wei­ter­hin wer­den in Vide­os mit dem Hash­tag Book­tok häu­fig buch­be­zo­ge­ne Aug­men­ted-Rea­li­ty-Fil­ter genutzt, wobei die Creator:innen vor­ge­ge­be­ne Fra­gen beant­wor­ten oder Bücher auf einer Ska­la nach bestimm­ten The­men ran­ken, aller­dings wer­den die The­men oder Bücher in will­kür­li­cher Rei­hen­fol­ge ein­ge­blen­det, sodass die Creator:innen zunächst nicht wis­sen, ob sie im Rah­men der zur Ver­fü­gung ste­hen­den Optio­nen die für sie sinn­volls­te Rei­hen­fol­ge aus­wäh­len wer­den. Ich stel­le jetzt im Fol­gen­den in loser Fol­ge Book­Tok-Phä­no­me­ne vor, die mir zur­zeit für im Beson­de­ren deutsch­spra­chi­ge Vide­os unter dem #Book­Tok spe­zi­fisch.

Book­Tok und Wer­tung

Hier ist es ziel­füh­rend, Tik­Toks der bei­den nicht pro­fes­sio­nel­len Sub-Com­mu­ni­ties zu dif­fe­ren­zie­ren. Auch wenn die Tik­Tok-spe­zi­fi­schen For­ma­te in bei­den Grup­pen zu fin­den sind (etwa buch­be­zo­ge­ne Ran­kings, Fil­ter, der Ein­satz von Audio-Memes etc.), ist auf­fäl­lig, dass Creator:innen, die Klas­si­ker und im Feuil­le­ton bespro­che­ne Lite­ra­tur vor­stel­len, zu län­ge­ren Bespre­chun­gen der Tex­te ten­die­ren und zudem ein grö­ße­res Spek­trum an Wert­maß­stä­ben, im Beson­de­ren auch inhalt­li­che, for­ma­le und rela­tio­na­le an die vor­ge­stell­ten Tex­te anle­gen.

In den Book­Toks der zwei­ten Account­grup­pe, in denen soge­nann­te Book­Tok-Bücher bespro­chen wer­den, domi­nie­ren hin­ge­gen gefühls­be­zo­ge­ne Reak­tio­nen auf lite­ra­ri­sche Tex­te, was sich exem­pla­risch an einem 2024 viral gegan­ge­nen Trend, der soge­nann­te Silent Book-Review zei­gen lässt (etwa in fol­gen­dem Tik­Tok:

Nur mit Ges­ten und ggf. weni­gen Geräu­schen, manch­mal unter­legt mit Musik, brin­gen die Creator:innen zum Aus­druck, wie sie die Bücher bewer­ten. Zumeist sind dies Bücher, die sie emo­tio­nal auf unter­schied­li­che Art und Wei­se bewegt haben – das liegt zum einen sicher dar­an, dass Emo­tio­nen sich pan­to­mi­misch bes­ser dar­stel­len las­sen. Das steht aber zudem auch in Zusam­men­hang mit zwei wei­te­ren Aspek­ten: Vide­os, in denen sich Creator:innen im Anschluss an beson­ders emo­tio­na­le Text­pas­sa­gen wei­nend fil­men, sind schon mehr­fach viral gegan­gen. Der Wunsch, mit den eige­nen buch­be­zo­ge­nen Vide­os grö­ße­re User:innenkreise zu errei­chen, könn­te also zu mehr Vide­os die­ses Mus­ter füh­ren. Zum ande­ren kor­re­liert die recht gro­ße Zahl an Vide­os, in denen sich Creator:innen emo­tio­nal bewegt fil­men, mit den auf Book­Tok aktu­ell favo­ri­sier­ten Gen­res Romance und Young Adult, in denen Figu­ren diver­se emo­tio­na­le (Extrem-)Situationen durch­le­ben. In den Book­Toks, in denen ein­zel­ne Tex­te oder Rei­hen genau­er vor­ge­stellt wer­den, fällt zudem auf, dass häu­fig indi­vi­du­ell wir­kungs­be­zo­ge­ne Wert­maß­stä­be ange­legt und Bücher dann emp­foh­len wer­den, wenn sie affek­ti­ve Wir­kun­gen wie Rüh­rung und Mit­leid evo­zie­ren.5 Ein Blick auf die im Book­Tok-Jar­gon als Tro­pes bezeich­ne­ten, häu­fig bespro­che­nen lite­ra­ri­schen The­men und Moti­ve in der zwei­ten Book­Tok Sub-Com­mu­ni­ty lässt sich eben­falls als Begrün­dung dafür nut­zen, dass indi­vi­du­ell wir­kungs­be­zo­ge­ne wie auch hedo­nis­ti­sche Wer­te in die­sen Book­Toks einen hohen Stel­len­wert haben.

  • Enemies to Lovers
  • Grum­py x Suns­hi­ne
  • Second Chan­ce
  • Slow Burn
  • Age Gap
  • Only one Bed
  • Who did this to you
  • Fake Dating

Jene Tro­pes – nicht zu ver­wech­seln mit rhe­to­ri­schen Tro­pen – spie­geln vor allem zen­tra­le Ele­men­te der his­toire, im Beson­de­ren hand­lungs­funk­tio­na­le figu­ra­le Bezie­hun­gen, wobei es sich in der Regel um Lie­bes­be­zie­hun­gen han­delt. Dass Figu­ren für­ein­an­der bestimmt sind, sich von Fein­den zu Freun­den ent­wi­ckeln etc. sind emo­ti­ons­be­zo­ge­ne Plo­t­ent­wick­lun­gen. Für die ein­zel­nen Unter­gen­res wie Dark Romance, High Fan­ta­sy etc. könn­te man sicher in Wla­di­mir Propp’scher Manier struk­tu­ra­lis­ti­sche For­meln ent­wi­ckeln, die das Plot­grund­mus­ter zusam­men­fas­sen und die ein Text des Gen­res jeweils nur inner­halb eines codier­ten Regel­sys­tems vari­ie­ren darf.

Die­se Ten­denz zu wie­der­keh­ren­den Mus­tern emo­ti­ons­be­zo­ge­ner Hand­lungs­ent­wick­lun­gen erklärt, war­um Tex­te in der zwei­ten Book­Tok-Account­grup­pe auf der Basis von affek­tiv-wir­kungs­be­zo­ge­nen und hedo­nis­tisch-wir­kungs­be­zo­ge­nen Wert­maß­stä­ben beur­teilt wer­den, wobei gilt: Je mehr der Text die Gefühls­ebe­ne anspricht, umso posi­ti­ver wird er bewer­tet. In den Kom­men­ta­ren zu den Book­Tok-Vide­os aber auch zu Lese-Lives fra­gen die Nutzer:innen die BookToker:innen die­ser Teil­com­mu­ni­ty immer wie­der gezielt nach Tex­ten, die ein­zel­ne Tro­pes in einem Nar­ra­tiv ver­bin­den: Ein Wunsch nach Sche­ma­li­te­ra­tur ist hier deut­lich zu erken­nen und Vari­anz ist nur inner­halb der bekann­ten topi­schen Mus­ter inter­es­sant. Inno­va­ti­on als rela­tio­na­ler Wert ist somit weni­ger wich­tig als Varia­ti­on. In Bezug auf for­ma­le Wer­te geht die Ten­denz meist zu Ein­deu­tig­keit, Geschlos­sen­heit, Ganz­heit und Ein­fach­heit. Die zwei­te Book­Tok-Account­grup­pe doku­men­tiert somit ein Lese- und Wer­tungs­ver­hal­ten, dass vor Tik­Tok als typisch für Leser:innen von Unter­hal­tungs­li­te­ra­tur galt, die wenig kom­ple­xe und wohl­be­kann­te Hand­lungs­ver­läu­fe mit ein­fa­chen Welt­bil­dern bevor­zu­gen. 

Mit Fokus auf Fan­fic­tion hat Eri­ka Tho­m­al­la jedoch exem­pla­risch am Bei­spiel von Raven­hall, einer Har­ry-Pot­ter-Fan­fic­tion, nach­ge­wie­sen, dass zumeist Gen­re-Klas­si­ker den archi­tex­tu­el­len rela­tio­na­len Rah­men der Bewer­tung bil­den und die User:innen in ihren Kri­ti­ken deut­lich machen, dass sie sich mit blo­ßen Kopien der von ihnen favo­ri­sier­ten Ori­gi­na­le nicht zufrie­den­ge­ben und die Anfor­de­run­gen an das Ver­hält­nis von Anleh­nung und Abwei­chung zumeist durch­aus dif­fe­ren­ziert sind. Ent­ge­gen der Annah­me, auf Book­Tok wer­de im Wesent­li­chen unkri­tisch und posi­tiv bewer­tet, lässt sich somit gera­de für Fan­fic­tion eine deut­li­che Ten­denz zu kritischer(er) Beschäf­ti­gung mit den Tex­ten fest­stel­len.6

Lese-Live – Lese­ge­sel­lig­keit 2.0

BookToker:innen gehen zumeist in den Abend­stun­den live und fil­men sich dabei, wie sie lesen (auf dem Kind­le oder in einem Buch). Mit der Com­mu­ni­ty chat­ten sie dann in den Lese­pau­sen. Meist ist noch Musik aus einer Ton­quel­le im Raum zu hören. Der Flüch­tig­keit, Kür­ze und Schnel­lig­keit der kon­ven­tio­nel­len Book­Tok-Vide­os sowie der begrenz­ten Zei­chen­zahl in der Cap­ti­on der Posts stellt die Funk­ti­on des Lives eine Mög­lich­keit ent­ge­gen, in Echt­zeit im Chat mit den User:innen zu kom­mu­ni­zie­ren. In den län­ge­ren Lese­pha­sen schrei­ben ein­zel­ne User:innen wei­ter im Chat mit­ein­an­der, der:die Creator:in liest hin­ge­gen (aus urhe­ber­recht­li­chen Grün­den) laut­los und beant­wor­tet in die­ser Zeit kei­ne Fra­gen.

Lese-Lives erfreu­en sich einer beacht­li­chen Popu­la­ri­tät, mit­un­ter schau­en bei bekann­ten deut­schen BookToker:innen über 1000 User:innen im Live vor­bei. Die Grün­de für den Erfolg die­ses For­mats müs­sen noch genau­er unter­sucht wer­den, ich habe dazu aber eini­ge The­sen:

1) Die User:innen sehen im Live die Mög­lich­keit, in Aus­tausch mit den Creator:innen zu kom­men, die als Bookinfluencer:innen regel­rech­te Fan­ge­mein­den auf­ge­baut haben. Der Aspekt, dass die Booktoker:innen in den eige­nen vier Wän­den lesen, befrie­digt den voy­eu­ris­ti­schen Wunsch der User:innen, mög­lichst viel und nah am All­tag der Creator:innen teil­ha­ben zu kön­nen;

2) das Lese-Live macht aus dem solip­sis­ti­schen Moment des Lesens ein gemein­schaft­li­ches Event, bei dem sich Creator:in und Follower:innen über buch­be­zo­ge­ne Fra­gen aus­tau­schen; Lese­li­ves sind somit eine Art Lese­ge­sel­lig­keit 2.0. Chris­toph Schmitt-Maß hat in Bezug auf Lai­en­li­te­ra­tur­kri­tik im Inter­net im Jahr 2010 (und damit lan­ge vor Tik­Tok) den Ver­gleich zu dis­kur­si­ven Prak­ti­ken des Salon­ge­sprächs der Frühromantiker:innen bemüht.7 In Bezug auf Lese­Li­ves auf Tik­Tok tref­fen die­se Ana­lo­gien – mit eini­gen Abstri­chen – span­nen­der­wei­se im Beson­de­ren zu: unge­zwun­ge­ne lite­ra­tur­kri­ti­sche Gesprächs­kul­tur mit beton­ter Sub­jek­ti­vi­tät, enthu­si­as­ti­sche Mei­nungs­be­kun­dung, Fokus auf der Unter­halt­sam­keit des Gesprächs.8 das Chat­ten im Lese­li­ve ermög­licht zudem ein Gespräch in Echt­zeit und nicht wie auf Lese­platt­for­men wie Good­reads oder via der Kom­men­tar­funk­ti­on bei Book­Tu­be und Booksta­gram mit zeit­li­cher Ver­zö­ge­rung. Anders als Chris­toph Schmitt-Maß nut­ze ich an die­ser Stel­le die Ana­lo­gie zur früh­ro­man­ti­schen Prak­tik des Salon­ge­sprächs jedoch nicht in nega­ti­ver Kon­no­ta­ti­on, um Lai­en­li­te­ra­tur­kri­tik gegen­über pro­fes­sio­nel­len For­men der Lite­ra­tur­kri­tik abzu­wer­ten. Statt­des­sen erhellt die Ana­lo­gie aus mei­ner Sicht gewinn­brin­gend Spe­zi­fi­ka der Lese-Lives, denn wie die Salons der Früh­ro­man­tik, die sich im Umkreis mar­kan­ter Frau­en­fi­gu­ren ent­wi­ckel­ten,9 wer­den die Lese-Lives zumeist von als weib­lich gele­se­nen Creator:innen gehos­tet. Die lite­ra­tur­be­zo­ge­nen Chats in den Lese-Lives sind zudem inso­fern ent­hier­ar­chi­siert, als im Wesent­li­chen – zumin­dest noch gegen­wär­tig – Unter­hal­tungs­li­te­ra­tur aus popu­lä­ren Book­Tok-Gen­res dis­ku­tiert wird und das Gespräch dabei bewusst unge­zwun­gen und nicht sys­te­ma­ti­siert-wis­sen­schaft­lich ist. Wei­ter­hin sind die Chats in den Lives zumeist Gesprä­che unter Sympathisant:innen: Die User:innen sind sich in der Regel dar­über einig, dass die Tex­te, die in den Lives gele­sen wer­den, aus ihrer Sicht lesens­wert sind. Auf die­se Wei­se ent­steht, wie in den früh­ro­man­ti­schen Lese­krei­sen, ein Zusam­men­ge­hö­rig­keits­ge­fühl über das syn­chro­ne Lese­er­leb­nis.10 Anders als in früh­ro­man­ti­schen Lese­krei­sen sind die Lese-Lives aktu­ell jedoch kei­ne intel­lek­tu­el­len Dis­kurs­run­den. Des­halb ist ver­mut­lich auch ein Ver­gleich mit der Lese­pra­xis vor 1750 gewinn­brin­gend, in der das gesel­li­ge Lesen den Stan­dard der Lese­pra­xis dar­stell­te, da die meis­ten Men­schen nicht lesen konn­ten und also auf das lau­te Vor­le­sen ange­wie­sen waren. Das iso­lier­te und stil­le Lesen ist schließ­lich erst eine Erfin­dung des spä­ten 18. Jahr­hun­derts.

3) die Creator:innen sehen das Lese-Live als Mög­lich­keit, die Auf­merk­sam­keit der User:innen, die nach Georg Francks Theo­rie der Auf­merk­sam­keits­öko­no­mie als Ware betrach­tet wer­den kann, viel län­ger als bei Tik­Tok-Vide­os üblich zu bin­den und über das Live neue Follower:innen zu gewin­nen. Mit Georg Franck ist Auf­merk­sam­keit ein Gut, um das gekämpft wird, um den Selbst­wert zu erhö­hen und kon­kre­te mone­tä­re Vor­tei­le zu erhal­ten. Franck hat­te in den 1990er Jah­ren, als sein Buch erschien, natür­lich noch nicht sozia­le Medi­en im Blick, wenn er den Kampf um Auf­merk­sam­keit inner­halb von Mas­sen­me­di­en fol­gen­der­ma­ßen beschreibt:

Die Medi­en sel­ber [sind] nicht nur der Umschlag­platz für das Mas­sen­ge­schäft mit der Auf­merk­sam­keit, son­dern zugleich die Bör­se, an der die per­sön­li­chen Kapi­ta­le bewer­tet wer­den. Umge­kehrt geht es im Geran­gel um einen Platz in den Medi­en, nie nur um den erkleck­li­chen unmit­tel­ba­ren Gewinn an Beach­tung, son­dern stets auch um die Pfle­ge des Kurs­wer­tes der eige­nen Auf­merk­sam­keit.11

In Francks Ter­mi­no­lo­gie gespro­chen kann der Kurs­wert der eige­nen Auf­merk­sam­keit in der Book­Tok-Com­mu­ni­ty durch die Lese-Lives deut­lich gestei­gert wer­den, denn die Follower:innen fol­gen dem Live (durch­schnitt­lich) län­ger als sie ein nor­ma­les Book­Tok-Video schau­en. Das bie­tet einer­seits die Mög­lich­keit direk­ten buch- oder nicht­buch­be­zo­ge­ne­nen Pro­duct­pla­ce­ments im Live. Weit­aus häu­fi­ger spielt jedoch eine sol­che direk­te Pro­dukt­plat­zie­rung in den Lese-Lives kei­ne Rol­le und der (ver­mu­te­te) Effekt ist ein indi­rek­ter: Durch die Bezie­hungs­pfle­ge zu den Nutzer:inen im Rah­men des Live-Chats ver­stärkt sich die Bin­dung an die Creator:in. Das wie­der­um trägt dazu bei, dass Nutzer:innen sich im Rah­men des Lives ent­schei­den, zu Follower:innen zu wer­den. Und das erhöht natür­lich die Reich­wei­te und macht die Creator:innen als Markenbotschafter:innen für Fir­men inter­es­san­ter. Aus Pro­duct­pla­ce­ments sowie aus Vide­os und Sto­ries, in denen die Creator:innen die Vor­stel­lung von Büchern oder ande­ren Kon­sum­gü­tern direkt als Wer­bung mar­kie­ren, ist zu schlie­ßen, dass die­je­ni­gen Creator:innen, die aktu­ell die follower:innenstärksten deutsch­spra­chi­gen Accounts betrei­ben (zu die­sen gehö­ren die Accounts @itsjessamess, @tabeajoanna, @burcubloyd (von 200.–600.000 Follower:innen und 50–60 Mil­lio­nen Likes)), ihren Lebens­un­ter­halt – zumin­dest teil­wei­se – mit ihrem Book­Tok-Account bzw. ande­ren buch­be­zo­ge­nen Social Media-Accounts bestrei­ten kön­nen. Die­se klei­ne Grup­pe an Bookfluencer:innen bie­tet auf ihren Accounts jeweils eine Mischung aus Ein­bli­cken in den eige­nen All­tag, Pro­duct­pla­ce­ments und direkt als Wer­bung klas­si­fi­zier­ten Posts und Buch­be­spre­chun­gen. Dass die Creator:innen die­ser Accounts eine eige­ne Fan­ge­mein­de besit­zen, zeigt sich nicht nur in den Kom­men­ta­ren unter Tik­Toks sowie im Chat der Lives, son­dern auch im Rah­men von öffent­li­chen Auf­trit­ten der Creator:innen, die etwa auf der Frank­fur­ter Buch­mes­se sowie auf ande­ren Buchevents Signier­stun­den und Meet and Greets anbie­ten.

Selbst­in­sze­nie­rung der BookToker:innen

Für Book­Tok-Accounts, die eine spe­zi­fi­sche Posi­ti­on im lite­ra­ri­schen Feld ein­neh­men, scheint mir neben medi­en­wis­sen­schaft­li­chen The­sen auch lite­ra­tur­wis­sen­schaft­li­che For­schung zu For­men der Autor:innnen-Inszenierung gewinn­brin­gend zu sein (und das nicht nur für Book­Tok-Accounts, deren Creator:innen auch lite­ra­risch schrei­ben). Alex­an­der F. Fischer weist dar­auf hin, dass »ein Autor in sei­nen (per­for­ma­ti­ven) Selbst­in­sze­nie­run­gen als Autor meist mög­lichst eine Pose ein­zu­neh­men sucht, die sei­nem Autor-Label« ent­spricht oder mit die­sem kor­re­spon­diert. Posie­ren meint in die­sem Zusam­men­hang »die habi­tu­ell beding­te, distink­tiv-mar­kan­te Ver­mitt­lung, Ver­kör­pe­rung, Inter­pre­ta­ti­on, Zur­schau­stel­lung oder Selbst­zu­schrei­bung eines spe­zi­fi­schen Ver­hal­tens, einer spe­zi­fi­schen Hal­tung, Posi­ti­on, Figur, Gestalt bzw. Thea­ter-Rol­le im Rah­men sozia­ler Prak­ti­ken und kul­tu­rel­ler Tex­te«.12 Das Kon­zept des Autor-Labels geht wie­der­um auf Dirk Nief­an­ger zurück, der im Anschluss an Musik-Labels im Beson­de­ren den Namen von Autor:innen als Label ver­steht, wobei die­ses Label sowohl Tex­te des Autors/der Autorin als auch Image und Repu­ta­ti­on zusam­men­hält, von den Autor:innen aber nur zu gewis­sem Grad selbst kre­iert und beein­flusst wer­den kann, da die ande­ren Akteur:innen des lite­ra­ri­schen Felds das Label auch fremd­in­sze­nie­ren.13

Die Selbst­in­sze­nie­rung von Autor:innen – und das lässt sich mit Blick auf Tik­Tok auch auf Creator:innen im All­ge­mei­nen über­tra­gen – oszil­liert zwi­schen den bei­den Polen der Authen­ti­zi­tät und Thea­tra­li­tät: Die Creator:innen möch­ten als ›authen­tisch‹ wahr­ge­nom­men wer­den und erwar­ten von den Follower:innen, dass sie nicht in den spe­zi­fi­schen Wahr­neh­mungs­mo­dus einer thea­tra­li­schen Situa­ti­on wech­seln – und/oder sie möch­ten bewusst als Kunst-Figur wahr­ge­nom­men wer­den und die Auf­merk­sam­keit der User:innen auf das Moment der thea­tra­li­schen Insze­nie­rung ihrer Autor- bzw. Crea­tor­ima­go len­ken. Eri­ka Fischer-Lich­tes Mini­mal­de­fi­ni­ti­on von Thea­ter lie­ße sich wie folgt abwan­deln: »A (Creator:in als Per­son) reprä­sen­tiert in unter­schied­li­chem Grad X (Creator:in als digi­ta­les Label), wäh­rend S (User:in) mit zeit­li­cher Latenz oder live zuschaut, wobei A ent­we­der als A oder als X wahr­ge­nom­men wer­den möch­te.«14 Mit dem so ver­än­der­ten Leit­satz wird deut­lich, dass A natür­lich immer die Rol­le als Creator:in über­nimmt, dies jedoch unter­schied­lich trans­pa­rent machen möch­te. Da spe­zi­ell bei Tik­Tok der Algo­rith­mus einen so gro­ßen Ein­fluss auf die gezeig­ten Inhal­te hat, kann die Selbst­re­prä­sen­ta­ti­on der Creator:innen auf die­ser Platt­form mit Bhand­ari und Bimo gar stets als »algo­rith­mi­zed self« bezeich­net wer­den.15

Da hier kein Raum für eine Mikro­ana­ly­se ein­zel­ner Posts ist, in denen oft sowohl die Bestre­bung der Authen­ti­zi­täts­sug­ges­ti­on als auch der Per­so­na-Aus­ge­stal­tung glei­cher­ma­ßen zu unter­schied­li­chen Tei­len zum Tra­gen kommt, behel­fe ich mir mit einem Blick auf die von den Creator:innen vor­ge­schla­ge­ne ›Makro­struk­tur‹ des Accounts: Die Play­lists der bei­den follower:innenstärksten deutsch­spra­chi­gen Book­Tok-Accounts @burcubloyd und @itsjessamess zei­gen, wie die Creator:innen ihren eige­nen Con­tent in grö­ße­re Rubri­ken ein­ord­nen. Dar­aus lässt sich wie­der­um zumin­dest ten­ta­tiv ablei­ten, zu wel­chen Tei­len sie den Account über die Zuge­hö­rig­keit zur Book­Tok-Com­mu­ni­ty sowie über ande­re, das indi­vi­du­el­le Crea­to­rin­nen-Label wei­ter aus­dif­fe­ren­zie­ren­de Posts wahr­ge­nom­men wer­den möch­ten. Die Crea­to­rin des Accounts @itsjessamess hat ca. 500 dezi­diert buch­be­zo­ge­ne Posts in den Rubri­ken: ›Rezen­sio­nen‹, ›Book recs‹ und ›Book­hauls‹ ange­ord­net. Nur ca. 30 Posts sind in den Rubri­ken ›Rezep­te‹ und ›hair and make­up‹ zusam­men­ge­führt. Die Crea­to­rin des Accounts @burcubloyd hat hin­ge­gen in etwa so vie­le buch­be­zo­ge­ne wie nicht-buch­be­zo­ge­ne Posts, bei denen sie den User:innen Ein­bli­cke in ihren All­tag (Vlog) und ihre Out­fit­wahl (Neu­er Tag Neu­es Out­fit) gibt: Sie ist somit – auf Makro­ebe­ne – deut­li­cher dar­an inter­es­siert, nicht nur als BookToker:in, son­dern auch als Pri­vat­per­son wahr­ge­nom­men zu wer­den, die ihre User:innen an der All­tags­ge­stal­tung jen­seits des Lesens teil­ha­ben lässt. Die­se Stra­te­gie spie­gelt sich in der Art der Wer­be­ko­ope­ra­tio­nen: @itsjessamess koope­riert haupt­säch­lich mit Ver­la­gen und Unter­neh­men, die buch­be­zo­ge­ne Arti­kel pro­du­zie­ren, @burcubloyd hin­ge­gen weit­aus häu­fi­ger auch mit Unter­neh­men, die Klei­dung und Beau­ty-Pro­duk­te pro­du­zie­ren.

Für Social Media im All­ge­mei­nen gilt natür­lich die Regel, dass die meis­ten Creator:innen größt­mög­li­che ›Authen­ti­zi­tät‹ sug­ge­rie­ren möch­ten, denn dies erhöht wie­der­um die Wahr­schein­lich­keit, dass Fir­men sie als Influencer:innen anwer­ben. Zum »Tik­Tok-Thea­ter« gehört jedoch, wie es Mar­ti­na Lee­ker tref­fend for­mu­liert, essen­ti­ell immer auch ein »nicht-mensch­li­cher Mit­spie­ler, näm­lich die tech­no­lo­gi­schen Bedin­gun­gen der Platt­form«, die aus algo­rith­mi­schen Ver­fah­rens­wei­sen sowie Tools zur Stel­lung und Bear­bei­tung der Tik­Toks zäh­len (Fil­ter, Effek­te, Schnitt, Unter­ti­telung, Ver­to­nung).16 Noch stär­ker als auf ande­ren Social-Media-Platt­for­men wie Insta­gram oder X lebt die­ses Tik­Tok-Thea­ter vom Mus­ter der Wie­der­ho­lung, von der Meme­fi­ca­ti­on – wie Simon Mei­er-Viera­cker Adapt­a­tio­nen und Varia­tio­nen nennt, die am Poten­zi­al des jewei­li­gen Memes mit­ar­bei­ten.17 Kurz zu dem von mir in die­sem Zusam­men­hang favo­ri­sier­ten Meme-Begriff: Mit Limor Shif­man defi­nie­re ich Inter­net­mem wie folgt: »(a) a group of digi­tal items sha­ring com­mon cha­rac­te­ristics of con­tent, form, and/or stance, which (b) were crea­ted with awa­re­ness of each other, and © were cir­cu­la­ted, imi­ta­ted, and/or trans­for­med via the Inter­net by many users.«18

Auf den ers­ten Blick ste­hen Pro­zes­se der Meme­fi­ca­ti­on in Wider­spruch zu Authen­tit­zi­täts­sug­ges­ti­on, an einem kon­kre­ten Bei­spiel möch­te ich jedoch abschlie­ßend zei­gen, wie BookToker:innen trotz oder sogar wegen der Ten­denz zur Meme­fi­ca­ti­on an der Gestal­tung ihrer ›authen­ti­schen‹ BookToker:innenmarke arbei­ten. Judith Acker­mann, die als Pro­fes­so­rin für Digi­ta­le Medi­en selbst einen Account für Wis­sen­schafts­kom­mu­ni­ka­ti­on auf Tik­Tok betreibt, hat auf Basis von Umfra­gen eru­iert, mit wel­chen Aspek­ten das Ziel: »Fee­ding the Algo­rithm« auf Tik­Tok am bes­ten umge­setzt wer­den kann: Kon­ti­nu­ier­li­ches Pos­ten, Betei­li­gung an Trends und Hash­tag­chal­lenges, Gene­rie­ren eige­ner Hash­tags, iro­ni­sche Überzeichnung/Humor, Personas/Fiktionalisierung, Inter­ak­ti­on mit ande­ren Creator:innen, Ein­bin­den der Com­mu­ni­ty bzw. par­ti­zi­pa­ti­ve For­ma­te.19 Neben der ste­ten Inter­ak­ti­on mit den Follower:innen, die auf Book­Tok-Accounts über Lese-Lives, Anwor­ten auf Fra­gen in Posts, Kom­men­ta­ren, DMs, über Likes, aber auch über Gewinn­spie­le und Meet & Greets statt­fin­det, müs­sen die Creator:innen den Algo­rith­mus durch ste­ti­ges Pos­ten füt­tern. Die drei größ­ten Book­Tok-Accounts im deutsch­spra­chi­gen Bereich @itsjessamess, @burcubloyd und @tabeajoanna set­zen täg­lich zumeist meh­re­re Posts ab, wobei sich in ca. einem Vier­tel der Posts Tik­Tok-spe­zi­fi­sche For­men der Meme­fi­ca­ti­on nach­wei­sen las­sen. Im Beson­de­ren die Crea­to­rin des Accounts @tabeajoanna greift bei ihren Posts auf Tik­Tok-Memes zurück und ver­bin­det die­se mit buch­be­zo­ge­nen The­men. Das in dem von mir aus­ge­such­ten Tik­Tok genutz­te Audio­me­me stammt aus der Come­dy-Jugend­se­rie Resi­den­tA­li­en und wur­de in den meis­ten Tik­Tok-Vide­os so ein­ge­setzt, wie die Crea­to­rin des Accounts @tabeajoanna es macht.

@tabeajoanna

Und drei Jah­re und 500+ Bücher spä­ter sond wir hier 👁️👄👁️ #book­tok­ger­ma­ny #ger­man­book­tok #dra­mio­ne #hpfan­fic #rea­ding

♬ ori­gi­nal sound — ConMmoi­ve

Nach Simon Mei­er-Viera­cker funk­tio­nie­ren Tik­Tok-Vide­os nach die­sem Mus­ter als mul­ti­mo­da­le Meta­pher, source und tar­get sind jeweils gleich­zei­tig in einem Video ent­hal­ten. In die­sem Fall ist in der ers­ten Ein­stel­lung die source in der Ton­spur die ungläu­bi­ge Fra­ge danach, wie Fes­tung ein­ge­nom­men wer­den konn­te, und das tar­get befin­det sich im Text­in­sert (sie­he Abb. 1). Hier fragt das Herz, wie es Lite­ra­tur zu ihm geschafft hat. Das ter­ti­um com­pa­ra­tio­nis zwi­schen Fes­tung und Herz ist in die­sem Fall die ver­meint­li­che Unein­nehm­bar­keit bzw. Uner­reich­bar­keit. In der zwei­ten Ein­stel­lung ist die source in der Audio­spur die offe­ne Tür, das tar­get im Text­in­sert ein Hin­weis auf eine Har­ry-Pot­ter-Fan­fic­tion. Das ter­ti­um com­pa­ra­tio­nis ist so etwas wie das über­ra­schend Besondere/Einfache.  

Abb. 1: Tran­skript eines Tik­Toks von @tabeajohanna

Diver­se Posts von @tabeajoanna fol­gen die­sem Mus­ter von Audio­me­me auf Ton­spur, die mit Lipsync nach­ge­spielt wird, und buch­be­zo­ge­ner ›Umdeu­tung‹ im ein­ge­blen­de­ten Text. Meme­fi­ca­ti­on ist somit ein zen­tra­les Ele­ment ihres Creator:innenlabels. Indi­vi­du­ell und krea­tiv ist dabei die Umdeu­tung der Audio-Memes auf buch­be­zo­ge­ne Fra­gen: Und das ist wie­der­um auch die Begrün­dung dafür, dass Meme­fi­ca­ti­on sehr wohl dazu bei­tra­gen kann, das Creator:innenlabel aus­zu­ge­stal­ten und den Affor­dan­zen der Platt­form gemäß zu schär­fen.

Book­Tok  und Femi­nis­mus

Book­Tok gerät immer wie­der auch in die Kri­tik, wenn etwa das Gen­re Dark Romance unter Ver­dacht steht, toxi­sche Bezie­hun­gen und Situa­tio­nen von Miss­brauch  sowie emo­tio­na­ler Mani­pu­la­ti­on zu ver­harm­lo­sen20, bzw. wenn Roma­ne unter Gen­res sub­su­miert wer­den, die ver­meint­lich fal­sche Erwar­tungs­hal­tun­gen wecken: So wie im Fall von Coleen Hoo­vers Roman It ends with us, der von der Cover­ge­stal­tung einen Romance-Plot nahe­legt, aber eine Geschich­te häus­li­cher Gewalt erzählt. 

Ich möch­te mich zum Abschluss mei­ner Annä­he­rung an Book­Tok des­halb mit der Fra­ge beschäf­ti­gen, inwie­fern Book­Tok das Poten­zi­al inne­wohnt, eine Art femi­nis­ti­sche Gegen­öf­fent­lich­keit zu erzeu­gen – und was dem wie­der­um zugleich ent­ge­gen­steht. Hier­zu zunächst ein­mal erneut ein paar Zah­len: Wie Nico­le Sei­fert in Frau­enLite­ra­tur. Abge­wer­tet, ver­ges­sen, wie­der­ent­deckt (2021) dar­legt, gibt es nach wie vor einen frap­pan­ten Gen­der Gap in der Lite­ra­tur­ge­schich­te wie auch im Lite­ra­tur­be­trieb.21 So lag der Anteil der Autoren in den Ver­lags­pro­gram­men 2021 bei zwei Drit­teln, der von Autorin­nen nur bei einem Drit­tel, das galt eben­so für Bespre­chun­gen im Feuil­le­ton. Umso auf­fäl­li­ger sind des­halb Ten­den­zen auf Book­Tok: Hier domi­nie­ren weib­li­che Book­fluen­ce­rin­nen, die in der Regel über Tex­te von Autorin­nen dis­ku­tie­ren. Auch eine Aus­wer­tung der mit Book­Tok in Ver­bin­dung ste­hen­den Hash­ta­ger­wäh­nun­gen zeigt, dass sich unter den 50 am häu­figs­ten in der Cap­ti­on von Posts erwähn­ten Autor:innennamen nur 5 Autoren, aber 45 Autorin­nen befin­den.22 Wenn man dabei berück­sich­tigt, dass allein durch Erwäh­nun­gen bei Book­Tok im Jahr 2024 in Deutsch­land laut Media Con­trol über 25 Mil­lio­nen Bücher ver­kauft wor­den sind und damit dop­pelt so vie­le als noch 2023,23 dann wird deut­lich, dass Book­Tok auch einen Angriff auf den Gen­der Gap in der Buch­bra­che dar­stellt. Nicht nur die Lese­Li­ves im Spe­zi­el­len, son­dern auch Book­Tok im All­ge­mei­nen kann aktu­ell – wie ich schon aus­ge­führt habe – als ein weib­lich domi­nier­ter Lese­sa­lon betrach­tet wer­den, in dem im Beson­de­ren Book­To­ke­rin­nen Bücher von Autorin­nen bespre­chen bzw. Autorin­nen sich und ihre Tex­te vor­stel­len und bewer­ben. Die­se sind, zumin­dest in der sehr popu­lä­ren ers­ten Book­Tok-Accout­grup­pe, häu­fig Tex­te mit Lie­bes­plots auf der Basis von immer wie­der­keh­ren­den Plot­sche­ma­ta. Das kann jetzt kul­tur­pes­si­mis­tisch als Nie­der­gang lite­ra­risch kom­ple­xen und poly­va­len­ten Erzäh­lens gewer­tet wer­den. Man kann aber auch dar­über nach­den­ken, inwie­fern die­se Book­Tok-low cul­tu­re‹ femi­nis­tisch auf­ge­la­den ist, indem sie (1) ein Gegen­wis­sen zur männ­lich domi­nier­ten, im klas­si­schen Feuil­le­ton bespro­che­nen Lite­ra­tur eta­bliert. Hier müs­sen aus mei­ner Sicht lite­ra­tur­wis­sen­schaft­li­che Ana­ly­sen unter gen­der-kri­ti­scher Per­spek­ti­ve zei­gen, inwie­fern in ein­zel­nen Book­Tok-Tex­ten bzw. ‑Gen­res die weib­li­chen Figu­ren selbst­be­stimmt in selbst gewähl­ten Rol­len agie­ren und zugleich eige­ne Begehr­lich­kei­ten ent­wi­ckeln und aus­le­ben – oder inwie­fern sich ggf. doch nur Gen­der-Ste­reo­ty­pi­sie­run­gen ver­fes­ti­gen. So wäre etwa mit Blick auf den umstrit­te­nen Stal­ker- und Kid­nap­ping-Tro­pe zu fra­gen, ob das fik­tio­nal erzeug­te Set­ting der Ent- und Ver­füh­rung einer Frau durch einen Mann einen femi­nis­ti­schen Tro­pe dar­stellt, der der weib­li­chen Figur durch das Ent­ho­ben­sein von ihren gesell­schaft­li­chen und fami­liä­ren Zwän­gen ein selbst­be­stimm­tes Aus­le­ben ihrer sexu­el­len Phan­ta­sien ermög­licht – oder ob es sich um das Gegen­teil von weib­li­cher Selbst­er­mäch­ti­gung han­delt, indem die weib­li­chen Figu­ren eine männ­li­che Phan­ta­sie als ihre eige­ne mas­kie­ren. 

Wei­ter­hin kann (2) fest­ge­stellt wer­den, dass Book­Tok zuneh­mend auch zu einem Raum wird, in dem Tex­te vor­ge­stellt wer­den, deren Figu­ren inter­sek­tio­nel­le Erfah­run­gen machen müs­sen. Zu nen­nen sind hier #own­voices-Titel wie Felix ever After oder The Black Fla­min­go. Eini­ge Stim­men aus der Book­Tok-Com­mu­ni­ty selbst wei­sen aller­dings dar­auf­hin, dass es sich bei Book­Tok gegen­wär­tig im Wesent­li­chen (noch) um eine nicht-diver­se Com­mu­ni­ty han­delt: So sind die meis­ten Crea­to­rin­nen wei­ße, mit­tel­al­te Frau­en, die Tex­te von wei­ßen, mit­tel­al­ten Autorin­nen bespre­chen. Und deren Haupt­fi­gu­ren sind in der Regel wei­ße, hete­ro­se­xu­el­le Frau­en. Im Jahr 2021 wur­den etwa 92,2 % der Romance-Bücher von wei­ßen Autor:innen und nur 7,8% von BIPoC Autor:innen geschrie­ben.24 Die offe­ne Dis­kus­si­on auf Book­Tok über Diver­si­täts­lü­cken etwa in den Tex­ten von Sarah J. Maas und Coleen Hoo­ver kann jedoch als eine akti­ve Aus­ein­an­der­set­zung mit die­sem aktu­ell noch zu kon­sta­tie­ren­den Defi­zit auf Book­Tok betrach­tet wer­den.

Zudem fin­det auf Book­Tok (3) auch ein Bruch mit lite­ra­ri­schen Kano­nes sowie eine De-Hier­ar­chi­sie­rung und Diver­si­fi­zie­rung statt, indem etwa Reels zu Tex­ten von Col­leen Hoo­ver auf sol­che zu Syl­via Plath fol­gen. Wei­ter­hin wer­den kano­ni­sier­te lite­ra­ri­sche Tex­te von der Book­Tok-Com­mu­ni­ty wie­der­ent­deckt, dann aber mit den eige­nen Maß­stä­ben bewer­tet. So sind der­zeit Tex­te von Jane Aus­ten und den Bron­të-Schwes­tern sehr beliebt, weil sie der Com­mu­ni­ty ver­trau­te Tro­pes ent­hal­ten. Es fin­det also wie in einer Art Revo­lu­ti­on von unten eine Neu-Bewer­tung und Neu-Kon­zep­tio­nie­rung bekann­ter Kano­nes statt. Die viel­be­schwo­re­ne Auf­he­bung der Tren­nung von U- und E‑Literatur fin­det aus mei­ner Sicht jetzt somit tat­säch­lich statt – aber eben nicht im Feuil­le­ton, son­dern auf Book­Tok.  Und schließ­lich kann (4) Book­Tok als neue Form affek­ti­ver Öffent­lich­keit betrach­tet wer­den. Sara Ahmed25 betont in The Cul­tu­ral Poli­tics of Emo­ti­on, dass Gefüh­le nie allein im iso­lier­ten Sub­jekt, son­dern immer nur durch sozia­le Zir­ku­la­ti­on ent­ste­hen und damit auch eine poli­ti­sche Dimen­si­on haben. Die Gefüh­le, die in den Reels zeigt wer­den und deren Span­ne von Eupho­rie über weib­li­che Agen­cy bis zur Frus­tra­ti­on über toxi­sche Männ­lich­keit reicht, las­sen sich außer­dem mit Zizi Papa­ra­cha­ris­si als »affec­ti­ve public«26 beschrei­ben, als eine Gemein­schaft, die nicht nur durch Argu­men­te, son­dern vor allem auch über affek­ti­ve Reso­nanz funk­tio­niert.27 Book­Tok wird so zu einem Ort, an dem mar­gi­na­li­sier­te Gefüh­le sicht­bar gemacht und poten­zi­ell auch kol­lek­tiv ver­ar­bei­tet wer­den kön­nen. 

Schluss­be­mer­kung

Das Spe­zi­fi­kum von Social Rea­ding auf Book­Tok ist die Mög­lich­keit zur direk­ten Inter­ak­ti­on und Kom­mu­ni­ka­ti­on der Prosumer:innen (die eige­ne Inhal­te pro­du­zie­ren und Inhal­te ande­rer kon­su­mie­ren) mit- und unter­ein­an­der. Unter dem Hash­tag Book­Tok upgel­oa­de­ter Con­tent eröff­net damit neue Mög­lich­kei­ten der Selek­ti­on, aber auch der Par­ti­zi­pa­ti­on und Mul­ti­pli­ka­ti­on – schlicht und ergrei­fend auch des­halb, weil die Reich­wei­te der Accounts zusam­men­ge­nom­men extrem groß ist. Schon seit Beginn des Buch­drucks wird letzt­lich die Selek­ti­on der zu lesen­den Bücher im Grun­de zu einem Pro­blem – es erscheint mehr Lite­ra­tur, als gele­sen wer­den kann. Die­ses Pro­blem ist auf dem zeit­ge­nös­si­schen Buch­markt qua­si ins Unlös­ba­re poten­ziert. Das erhöht natür­lich den Selek­ti­ons­druck: Leser:innen müs­sen zwi­schen loh­nen­der und weni­ger loh­nend erschei­nen­der Lek­tü­re unter­schei­den. Die Lite­ra­tur­kri­tik auf Book­Tok hilft vor die­sem Hin­ter­grund und unab­hän­gig von den ver­än­der­ten Wert­maß­stä­ben, die ggf. in ihr zum Tra­gen kom­men, den User:innen dabei, sich für die Lek­tü­re von Büchern zu ent­schei­den. Die­se Form der Ent­schei­dungs­hil­fe wird natür­lich durch die Algo­rith­men der Platt­form und durch die Bubbles, in denen sich die User:innen zwangs­läu­fig auf­hal­ten, deut­lich gesteu­ert. Book­Tok als neue Form von Lite­ra­tur­kri­tik ist des­halb immer auch in Zusam­men­hang mit den Affor­dan­zen der Platt­form Tik­Tok zu unter­su­chen. Häu­fig spielt die Infor­ma­ti­ons­funk­ti­on in Book­Toks des­halb im Ver­gleich zur Unter­hal­tungs­funk­ti­on eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le, denn die Creator:innen des Con­tents sind als Prosumer:innen dar­an inter­es­siert, Likes für den von ihnen selbst gene­rier­ten Con­tent zu erhal­ten und die eige­ne Reich­wei­te zu erhö­hen – das geht natür­lich am bes­ten mit Inhal­ten, die durch ihren Unter­hal­tungs­wert Auf­merk­sam­keit bin­den. Dass Book­Tok-Vide­os häu­fig nur wohl­wol­lend über Tex­te spre­chen, ist aktu­ell auch damit zu erklä­ren, dass die Bookfluencer:innen den Follower:innen im Wesent­li­chen Emp­feh­lun­gen aus­spre­chen möch­ten, um sie wei­ter an den eige­nen Account zu bin­den.


  1. Vgl. Flo­ri­an Rin­ke: Wie Tik­tok mit dem Phä­no­men #Book­tok die Frank­fur­ter Buch­mes­se ver­än­dert hat. In: https://omr.com/de/daily/tiktok-booktok-frankfurter-buchmesse, zuletzt ein­ge­se­hen am 7.5.2025. ↩︎
  2. Vgl. Hen­ning Jau­er­nig: Schrei­en, wim­mern, Bücher kau­fen. Hype um Book­Tok. In: spiegel.online: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/booktok-tiktok-phaenomen-sorgt-fuer-unerwarteten-boom-im-buchhandel-a-e0ed8b94-edd3-40b3-82b6-fadb3a0f479b, zuletzt ein­ge­se­hen am 7.5.2025. ↩︎
  3. Mei­er-Viera­cker, Simon: Über­schrei­bun­gen. Vor­trag im Rah­men der Tagung Meme­fi­ca­ti­on und Per­for­mance an der TU Dres­den. Digi­ta­le Auf­zeich­nung: https://www.youtube.com/watch?v=YuoW2kRfRcU, Min. 2:43. ↩︎
  4. Red­dan, Bron­wyn: Social Rea­ding Cul­tures on Book­Tu­be, Booksta­gram, and Book­tok. In: http://slav.vic.edu.au/index.php/Synergy/article/view/597/592, zuletzt ein­ge­se­hen am 7.5.2025. ↩︎
  5. Vgl. zur hier genutz­ten Taxo­no­mie der Wer­tung lite­ra­ri­scher Tex­te: Rena­te Heyde­brand von u. Simo­ne Win­ko: Ein­füh­rung in die Wer­tung von Lite­ra­tur. Sys­te­ma­tik – Geschich­te – Legi­ti­ma­ti­on. Pader­born: Schö­ningh 1998. ↩︎
  6. Eri­ka Tho­m­al­la: »Bücher wie…« Fan­li­te­ra­tur von Buch-Influen­cern. In: LiLi 53 (2023). S. 695–710. S. 698 f. ↩︎
  7. Chris­toph Schmitt-Maaß: Gespräch oder Geschwät­zig­keit? Salon­kul­tur im World­Wi­de­Web – Inter­net­li­te­ra­tur­kri­tik als Form der (Selbst-)Verständigung. Mit einem Sei­ten­blick auf Fried­rich Schlei­er­ma­cher und Fried­rich Schle­gel. In: Syl­vie Grimm-Hamen u. Fran­çoi­se Will­mann (Hrsg.): Die Kunst geht auch nach Brot. Wahr­neh­mung und Wert­schät­zung von Lite­ra­tur. Ber­lin: Frank & Tim­me 2010. S. 89–105. ↩︎
  8. Vgl. Ina Bre­del-Per­pi­na u. Bar­ba­ra Rei­dels­hö­fer: Lite­ra­tur­kri­tik heu­te: Video­re­zen­sio­nen im Lite­ra­tur­un­ter­richt. In: MiDu 1 (2019) H. 1. S. 112–124. S. 113. ↩︎
  9. Schmitt-Maß: Gespräch oder Geschwät­zig­keit? S. 98. ↩︎
  10. Schmitt-Maaß: Gespräch oder Geschwät­zig­keit? S. 101 ↩︎
  11. Georg Franck: Öko­no­mie der Auf­merk­sam­keit. Ein Ent­wurf. Mün­chen: Carl Han­ser 1998. S. 151. ↩︎
  12. Vgl. Alex­an­der M. Fischer: Posie­ren­de Poe­ten. Autor­insze­nie­run­gen vom 18. bis zum 21. Jahr­hun­dert. Hei­del­berg: Win­ter 2015. S. 42. ↩︎
  13. Dirk Nief­an­ger: Pro­vo­ka­ti­ve Posen. Zur Autor­insze­nie­rung in der deut­schen Pop­li­te­ra­tur. In: Johan­nes G. Pan­kau: Pop. Pop. Popu­lär. Pop­li­te­ra­tur und Jugend­kul­tur. Bre­me 2004. S. 85–101. ↩︎
  14. Bei Fischer-Lich­te heißt es: »Thea­ter, redu­ziert auf sei­ne mini­ma­len Vor­aus­set­zun­gen, bedarf also einer Per­son A, wel­che X prä­sen­tiert, wäh­rend S zuschaut« (Eri­ka Fischer-Lich­te: Semio­tik des Thea­ters. Eine Ein­füh­rung. Bd. 1: Das Sys­tem der thea­tra­li­schen Zei­chen. Tübin­gen: Narr 1983. S. 16). ↩︎
  15. Apa­ra­ji­ta Bhand­ari u. Sara Bimo: Why’s Ever­yo­ne on Tik­Tok Now? The Algo­rith­mi­zed Self and the Future of Self-Making on Social Media. In: Social Media + Socie­ty. 8 (2022) H. https://doi.org/10.1177/20563051221086241, zuletzt ein­ge­se­hen am 7.5.2025. ↩︎
  16. Mar­ti­na Lee­ker: Per­forming Tik­Tok. Anlei­tun­gen für „ver­sier­te Spie­ler“ im post­hu­ma­nen Thea­ter digi­ta­ler Kul­tu­ren. In: Kul­tu­rel­le Bil­dung online. https://www.kubi-online.de/artikel/performing-tiktok-anleitungen-versierte-spieler-posthumanen-theater-digitaler-kulturen, zuletzt ein­ge­se­hen am 23.6.2024. ↩︎
  17. Simon Mei­er-Viera­cker: Über­schrei­bun­gen. Vor­trag im Rah­men der Tagung Meme­fi­ca­ti­on und Per­for­mance an der TU Dres­den. Digi­ta­le Auf­zeich­nung: https://www.youtube.com/watch?v=YuoW2kRfRcU; Min: 19:23. ↩︎
  18. Shif­man, Limor: Memes in Digi­tal Cul­tu­re. Cam­bridge: MIT Press 2015. S. 41. ↩︎
  19. Judith Acker­mann: Bildungsinfluencer:innen auf Tik­Tok. Vor­trag im Rah­men der Tagung Meme­fi­ca­ti­on und Per­for­mance. Digi­ta­le Auf­zeich­nung: https://www.youtube.com/watch?v=XAXt-CfbA6s&list=PLGlksHy9A8eRwwIha1mGqVYit0uiqZCIh, zuletzt ein­ge­se­hen am 23.6.2024. Min: 37:10. Vgl. zu den Ein­schät­zun­gen, durch wel­che Ver­fah­ren der Tik­Tok-Algo­rith­mus genutzt wer­den kann, um mehr Auf­merk­sam­keit zu erhal­ten: Chris­ti­an Ehret u. Ani­ta Hagh: Algo­rith­mic Ima­gi­nings and Cri­ti­cal Digi­tal Liter­acy on #Book­Tok. In: new media & socie­ty 2023. 1–18. ps://doi.org/10.1177/14614448231206466DOI: 10.1177/14614448231206466. ↩︎
  20. Lei­la Herr­mann: Why I Won’t Quit Book­Tok. In: Vogue.online (9.4.2025). https://www.vogue.com/article/why-i-wont-quit-booktok↩︎
  21. Nico­le Sei­fert: Frau­enLite­ra­tur. Abge­wer­tet, ver­ges­sen, wiederentdeckt.Köln: Kie­pen­heu­er & Witsch 2021. ↩︎
  22. Sven Traut­sein: War­um sind Autorin­nen auf Tik­Tok so gefragt? Eine Ana­ly­se des Book­Tok Ran­kings. In: https://www.merkur.de/leben/buchtipps/warum-sind-autorinnen-auf-tiktok-so-gefragt-eine-analyse-des-booktok-rankings-zr-93274193.html, zuletzt ein­ge­se­hen am 11.6.2025. ↩︎
  23. https://newsroom.tiktok.com/de-DE/rekordjahr-fuer-booktok-ueber-25-millionen-verkaufte-buecher-in-2024 ↩︎
  24. https://www.chsperiscope.com/perspectives/2024/05/13/tok-about-disappointing-how-booktok-ruined-reading-editorial/ ↩︎
  25. Vgl. Sara Ahmed: The Cul­tu­ral Poli­tics of Emo­ti­on. Edin­burgh: Edin­gurgh Uni­ver­si­ty Press 2004. ↩︎
  26. Zizi Papa­cha­ris­si: Affec­ti­ve Publics: Sen­ti­ment, Tech­no­lo­gy and Poli­tics. Oxford: Oxford Uni­ver­si­ty Press 2015. ↩︎
  27. Sona­li Kul­kar­ni: Get­ting a Feel for Book­Tok: Unter­stan­ding affect on TikTok’s boo­ki­sh sub­cul­tu­re. https://repository.tilburguniversity.edu/server/api/core/bitstreams/c379391a-af79-4316-a03d- ↩︎