Zwischen Fakten und Fiktion: Kehlmanns Drehbuch zur Kafka-Serie

100 Jah­re nach Franz Kaf­kas Tod sind kaum Details über sein Leben unent­deckt geblie­ben. Sta­pel von Tage­bü­chern und Brie­fen sowie sei­ne Wer­ke geben Gene­ra­tio­nen von Leser:innen Auf­schlüs­se über sein Leben, und trotz­dem bleibt Kaf­ka ein Mys­te­ri­um. Dies trägt zur andau­ern­den Fas­zi­na­ti­on nicht nur sei­ner Wer­ke, son­dern auch sei­ner Per­son bei, und es wird immer wie­der ver­sucht, sein Leben bio­gra­fisch zu ergrün­den. Das aktu­ells­te Bei­spiel ist die Kaf­ka-Bio­gra­fie von Rei­ner Stach und die auf des­sen Grund­la­ge ent­stan­de­ne Fern­seh­se­rie Kaf­ka von Regis­seur David Schal­ko, basie­rend auf dem Dreh­buch von Schrift­stel­ler Dani­el Kehl­mann.1 Aber was trieb die bei­den an, die­se Serie zu pro­du­zie­ren? 

Die Serie besteht aus Puz­zle­stü­cken aus Werk, Tage­bü­chern und Brie­fen von Kaf­ka, zusam­men­ge­baut von einem Erzäh­ler, der mit aktu­el­lem Blick auf die Gescheh­nis­se schaut. Nicht Kaf­kas Schrei­ben selbst steht im Fokus, son­dern sein all­täg­li­ches Leben. Kaf­ka war Ange­stell­ter einer Arbei­ter-Unfall-Ver­si­che­rung, hat­te Freund­schaf­ten und Bezie­hun­gen, die ihn und sei­ne Wer­ke beein­fluss­ten. In der Serie wer­den genau die­se Aspek­te genutzt, um eine ande­re Sei­te der Per­sön­lich­keit Franz Kaf­kas zu beleuch­ten. Sie zeigt aber auch die Gren­zen, an die man stößt, wenn man eine his­to­risch ver­brief­te Per­son bio­gra­fisch dar­stel­len möch­te. Denn genau die Bezie­hun­gen sind es, die nicht nur Kaf­ka präg­ten, son­dern auch die Quel­len bil­den, die der Nach­welt hin­ter­las­sen wur­den. Kehl­manns Gestal­tung des Dreh­buchs zur Kaf­ka-Serie kann einen Ein­blick in die lite­ra­ri­sche und fil­mi­sche Ver­ar­bei­tung die­ser Quel­len und Bezie­hun­gen geben.2 

Zwi­schen Lite­ra­tur und Film: Das Dreh­buch 

Dreh­bü­cher sind ein Gegen­stand, für den sich lan­ge Zeit kei­ne Dis­zi­plin zustän­dig fühl­te. Weder in den Phi­lo­lo­gien noch in den Film- und Medi­en­wis­sen­schaf­ten ist das Dreh­buch ein gän­gi­ges Unter­su­chungs­ob­jekt. Es gibt ver­schie­de­ne Grün­de für die­se Ent­wick­lung. Dreh­bü­cher gal­ten lan­ge nur als Mit­tel zum Zweck im Zuge der Film­pro­duk­ti­on. Erst in den letz­ten Jah­ren wer­den sie in der For­schung auch als lite­ra­ri­sche Tex­te gele­sen, die gezielt Spra­che ein­set­zen. Dabei darf man aber ande­rer­seits wie­der­um kei­nes­wegs die tech­ni­sche Funk­ti­on des Dreh­buchs außen­vor­las­sen. Es bedarf, wie Hent­schel et al. es for­dern, einer »transdisziplinär[en] Dreh­buch­for­schung, in der ver­schie­de­ne Per­spek­ti­ven, zum Bei­spiel der Literatur‑, Film‑, Pro­duk­ti­ons- und Rezep­ti­ons­wis­sen­schaft ver­eint wer­den«.3 Man muss das Dreh­buch als Text lesen und dabei sei­ne Funk­ti­on bei der Umset­zung in ein audio­vi­su­el­les For­mat beach­ten. So ist das Dreh­buch eine »inter­me­diä­re Enti­tät«4, die einen »kom­ple­xen ›lite­ra­ri­schen‹ Sta­tus«5 hat. Im Fal­le des Dreh­buchs der Kaf­ka-Serie soll­te das berück­sich­tigt wer­den, ins­be­son­de­re wenn man die Not­wen­dig­keit der Spra­che für das fil­mi­sche Erzäh­len berück­sich­tigt.6 Das Argu­ment, dass Dreh­bü­cher auch lite­ra­ri­sche Tex­te sind, ist in Anbe­tracht der Kaf­ka-Serie beson­ders ein­leuch­tend, denn Kehl­mann ist schließ­lich ein bekann­ter Schrift­stel­ler. Wie David Schal­ko selbst sagt, lässt sich das Dreh­buch zur Kaf­ka-Serie »wie Lite­ra­tur [lesen]«.7 So nutzt Kehl­mann etwa in der sprach­li­chen Gestal­tung des Dreh­buchs kom­ple­xe Erzähl­ver­fah­ren, um eine beson­de­re Wir­kung zu erzeu­gen. 

Bio­gra­fi­sches Erzäh­len  

In der Serie, die man als Bio­pic bezeich­nen kann, ver­schmel­zen his­to­ri­sche Fak­ten mit einer fik­tio­na­len Erzäh­lung.8 Die zuneh­men­de Frei­heit der Fik­tio­na­li­sie­rung in der Bio­gra­fik ist aber erst eine Ent­wick­lung des letz­ten Jahr­hun­derts. Seit dem 20. Jahr­hun­dert hat sich die Bio­gra­fik von ihrem Ursprung, der Geschichts­wis­sen­schaft, ent­fernt.9 Bio­gra­fi­sches Erzäh­len geht dem­nach über die blo­ße Dar­stel­lung von Fak­ten hin­aus. Wie Klein sagt, wer­den »Wahr­hei­ten nicht […] ge- son­dern […] erfun­den«.10 Das bringt auch Frei­hei­ten in der Gestal­tung mit sich. Es wird oft von der tra­di­tio­nell chro­no­lo­gi­schen Dar­stel­lung abge­wi­chen und der inhalt­li­che Fokus liegt häu­fig auf dem »Kon­zept der ›All­tags­ge­schich­te‹«, die sich natür­lich in den meis­ten Fäl­len nur schwer mit Fak­ten ein­deu­tig rekon­stru­ie­ren lässt.11

Genau das wird in der Kaf­ka-Serie auf­ge­grif­fen.12 Es han­delt sich um eine so genann­te Mini­se­rie, die aus 6 Fol­gen von jeweils unge­fähr 45 Minu­ten besteht. Die Serie als audio­vi­su­el­les For­mat ermög­licht die Struk­tu­rie­rung einer län­ge­ren Erzäh­lung, die in Fol­gen ein­ge­teilt ist. Man könn­te das Leben von Franz Kaf­ka auch chro­no­lo­gisch erzäh­len, was jedoch hier nicht getan wird. Statt­des­sen ist die Serie in »Aspekt[e]«13 ein­ge­teilt, wie Kehl­mann und Schal­ko es nen­nen: Fol­ge 1: Max, Fol­ge 2: Feli­ce, Fol­ge 3: Fami­lie, Fol­ge 4: Bureau, Fol­ge 5: Mile­na und Fol­ge 6: Dora. Wie man anhand der Titel jeder Fol­ge sieht, wer­den die Bezie­hun­gen, sowohl mensch­li­cher als auch beruf­li­cher Art, die Kaf­ka in sei­nem Leben ein­ging, genau­er beleuch­tet. 

Aber wel­che Aus­wir­kung hat dies auf die fil­mi­sche Dar­stel­lung? In einer chro­no­lo­gi­schen Nar­ra­ti­on wird eine Geschich­te von Sze­ne zu Sze­ne ent­wi­ckelt. In der Kaf­ka-Serie ist dies nicht gege­ben, sie erzählt viel­mehr frag­men­ta­risch. Zum einen ist das sicher­lich dem For­mat der Mini­se­rie geschul­det, in der man das Leben von Franz Kaf­ka frei­lich nicht aus­führ­li­cher dar­stel­len kann. Dies ist aber auch nicht die Absicht von Kehl­mann und Schal­ko. Betrach­tet man die Grund­la­ge der Serie, die Kaf­ka-Bio­gra­fie von Rei­ner Stach, fällt eine ähn­li­che, wenn auch umfas­sen­de­re Her­an­ge­hens­wei­se auf, die sich auch auf die Erzähl­wei­se aus­wirkt. Denn Stach rekon­stru­iert Kaf­kas Leben, indem er zwar basie­rend auf den ver­füg­ba­ren Quel­len Deu­tun­gen wagt, die­se aber durch­aus als Mut­ma­ßun­gen offen­legt. Bei­spiels­wei­se schreibt er: »Ob die wech­sel­sei­ti­gen Ver­liebt­hei­ten jene Feri­en­stim­mung lan­ge über­dau­er­ten, ist zwei­fel­haft; ja, es ist nicht ein­mal belegt«.14 Öfters grenzt Stach offen Fak­ten und Fik­ti­on in sei­ner Bio­gra­fie von­ein­an­der ab. Dies haben Kehl­mann und Schal­ko in der Serie nicht nur über­nom­men, son­dern spit­zen es sogar zu. Sie wäh­len ver­schie­de­ne Erzähl­ver­fah­ren, um Aspek­te aus Kaf­kas Leben dar­zu­stel­len. Stach dage­gen setzt ›nur‹ eine aukt­oria­le Erzähl­in­stanz ein, die sei­ne Leser:innen durch die Bio­gra­fie führt. In dem Dreh­buch kann man die Wir­kungs­wei­se von ver­schie­de­nen Erzähl­ver­fah­ren gut nach­voll­zie­hen, und man sieht, wie Kehl­mann his­to­ri­sche Quel­len lite­ra­risch zu Dia­lo­gen und Erzähl­wei­sen ver­ar­bei­tet, die die­se Span­nung zwi­schen Fak­ten und Fik­ti­on auch im Bio­pic erzeu­gen. 

Der Erzäh­ler als unsi­che­rer Bio­graf 

Gleich zu Beginn der Serie wird von einem Voice­over-Erzäh­ler in die Umstän­de um Kaf­kas Leben ein­ge­führt. Der Voice­over-Erzäh­ler agiert als (lei­ten­de) Auto­ri­tät in der Serie; er gleicht einem aukt­oria­len Erzäh­ler in der Lite­ra­tur. Der Erzäh­ler ist aber nicht nur eine Auto­ri­tät, er posi­tio­niert sich in sei­ner Rhe­to­rik auch in der Gegen­wart des Publi­kums: »Das ist jetzt ein wenig… Aber ich sage es ein­fach. Also, Bor­dells waren all­täg­lich. Fast alle jun­gen Män­ner gin­gen dort­hin. Und sehr vie­le arme jun­ge Frau­en muß­ten dort arbei­ten, um nicht zu ver­hun­gern.« (Fol­ge 1, Sze­ne 126, 20:08).15 Dadurch begibt er sich auf Augen­hö­he mit dem Publi­kum und sug­ge­riert, dass das Wis­sen von Bio­gra­fen begrenzt ist. Zudem macht er Feh­ler, spult zurück und gibt zu, »[d]ie bei­den [Feli­ce und Kaf­ka] haben es selbst nie ganz ver­stan­den, wie sol­len also wir es ver­ste­hen!« (Fol­ge 2, Sze­ne 201, nicht ver­filmt). Das ist ein ähn­li­ches Vor­ge­hen wie bei dem Erzäh­ler in Stachs Kaf­ka-Bio­gra­fie, aber auch hier deut­lich über­spitzt. Dem, was in der Bio­gra­fie als Mut­ma­ßung mar­kiert wird, ent­spricht in der Serie eine offen­ge­leg­te Unsi­cher­heit des Erzäh­lers im Umgang mit den Gescheh­nis­sen. Die Rat­lo­sig­keit, wie und wo man anfan­gen soll, the­ma­ti­siert er an meh­re­ren Stel­len: »Nein, wir müs­sen anders anfan­gen. Man muß das erklä­ren, die Sache mit Max. Mit sei­ner Rück­grat­ver­krüm­mung. Damit muß man anfan­gen« (Fol­ge 1, Sze­ne 120, 14:52). Der Erzäh­ler ent­puppt sich also als eine Art Bio­graf, der die Schwie­rig­kei­ten der bio­gra­fi­schen Arbeit dem Publi­kum in sei­ner Unsi­cher­heit offen­bart. Kehl­mann und Schal­ko nut­zen dem­nach den Erzäh­ler, um die Span­nung zwi­schen Fak­ten und Fik­ti­on in der bio­gra­fi­schen Rekon­stru­ie­rung des Lebens von Kaf­ka dar­zu­stel­len. Die Leer­stel­len der Serie, sei­en es Wis­sens­lü­cken im Leben Kaf­kas oder feh­len­de Quel­len, die­nen der kri­ti­schen Per­spek­ti­ve auf bio­gra­fi­sche Arbeit in der Serie. Man möch­te akku­rat erzäh­len, kommt aber nicht umhin, Mut­ma­ßun­gen tref­fen zu müs­sen. Die Ent­schei­dung, den Erzäh­ler gewis­ser­ma­ßen als unsi­cher dar­zu­stel­len, steht im schein­ba­ren Gegen­satz zu der aus­führ­li­chen Recher­che zu Kaf­kas Leben und Werk, die der Serie zugrun­de liegt. Auch im Gespräch über die Fak­ti­zi­tät in sei­nen Wer­ken sagt Dani­el Kehl­mann, dass selbst bei umfang­rei­cher Recher­che nicht nur Fak­ten genutzt wer­den kön­nen, um eine kon­gru­en­te Geschich­te zu erzäh­len.16 Der Erzäh­ler ist damit nicht gänz­lich als unzu­ver­läs­sig zu sehen, aber durch­aus als unsi­cher. Sei­ne Wahl eines unzu­ver­läs­si­gen Erzäh­lers ist für die, die Kehl­manns Wer­ke ken­nen, nicht über­ra­schend. Auch in der Serie gestal­tet er die Unsi­cher­heit des Erzäh­lers mit einem für sei­ne Roma­ne typi­schen Humor, häu­fig von Musik unter­stri­chen, um das Publi­kum kei­nes­wegs von der Serie abzu­schre­cken. Viel­mehr fühlt man sich mit dem Erzäh­ler ver­bun­den; er erscheint mensch­lich. 

Und den­noch ver­liert der Erzäh­ler nicht ganz sei­ne Auto­ri­tät. Das ist nicht nur der Tat­sa­che geschul­det, dass er die über­mensch­li­che Fähig­keit besitzt, Sze­nen anhal­ten und als ›Außen­ste­hen­der‹ über die Figu­ren und Hand­lung spre­chen zu kön­nen. Der Erzäh­ler kann sogar mit Figu­ren in der Serie spre­chen, genau­er mit den Figu­ren, die im engen Ver­hält­nis zu Kaf­ka ste­hen. So spricht er bei­spiels­wei­se in der ers­ten Fol­ge (mit dem Titel Max) Max Brod an, und die­ser ant­wor­tet (auch für den Erzäh­ler) über­ra­schen­der­wei­se. Damit zeigt sich ein wei­te­res Erzähl­ver­fah­ren: Die Figu­ren wen­den sich mit­un­ter direkt an Erzäh­ler und Publi­kum. 

Das Mit­spra­che­recht der Figu­ren 

Auch die Inter­ak­ti­on zwi­schen Erzäh­ler und Figu­ren wird in der Serie genutzt, um die Span­nung zwi­schen Fak­ten und Fik­ti­on in einer bio­gra­fi­schen Dar­stel­lung zu erzeu­gen. Am deut­lichs­ten wird das in der ers­ten Fol­ge (Max). Dort wird die Bezie­hung zwi­schen Franz Kaf­ka und Max Brod behan­delt, die für das bio­gra­fi­sche Ver­ständ­nis von Kaf­kas Leben unent­behr­lich ist. Der Erzäh­ler benennt sogar den Tag, als Kaf­ka und Brod sich das ers­te Mal tref­fen: »Ken­nen­ge­lernt hat­ten sie sich am 23. Okto­ber 1902. Wenn wir einen Tag bestim­men müß­ten, an dem sich die Lite­ra­tur für immer änder­te – dann wäre er das wohl« (Fol­ge 1, Sze­ne 119, 14:15). Max Brod ist wich­tig, aber der Erzäh­ler setzt immer wie­der neu an, um die his­to­ri­schen Bege­ben­hei­ten zu rekon­stru­ie­ren, um die Not­wen­dig­keit zur kri­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung mit den Quel­len zu zei­gen. Die Serie beginnt bei­spiels­wei­se mit dem Gespräch der bei­den an Kaf­kas Ster­be­bett: Brod soll die gesam­ten Schrif­ten Kaf­kas ver­nich­ten. Er ent­schei­det sich dage­gen, was nicht nur als Aus­lö­ser für die Serie dar­ge­stellt wird, son­dern auch his­to­risch der Grund dafür ist, dass Kaf­kas Schrif­ten heu­te noch erhal­ten sind. Das heißt: Jede Bio­gra­fie von Kaf­ka muss sich mit Brod beschäf­ti­gen. Ins­be­son­de­re Brods Kaf­ka-Bio­gra­fie ent­hält wesent­li­che Infor­ma­tio­nen, die sonst heu­te nicht ver­füg­bar wären. Oder wie der Erzäh­ler pas­send dazu sagt: »Und seit­her, ob es einem gefällt oder nicht, gibt es kei­nen Brod ohne Kaf­ka und kei­nen Kaf­ka ohne Brod« (Fol­ge 1, Sze­ne 124A, 17:42). 

Wie kon­tro­vers die Ent­schei­dung Brods ist, wird in der ers­ten Fol­ge durch die Nach­ah­mung eines Inter­views mit Max Brod dar­ge­stellt, in dem sei­ne Moti­ve für die Ver­öf­fent­li­chung und Kom­men­tie­rung von Kaf­kas Wer­ken hin­ter­fragt wer­den. Die Figur des Inter­view­ers fragt bei­spiels­wei­se: »War­um waren sie immer dabei, wes­halb ste­hen sie immer im Bild, war­um gibt es kei­nen Kaf­ka ohne Brod?« (Fol­ge 1, Sze­ne 139, 39:50). Die kom­ple­xe Erzähl­struk­tur unter­stützt die oben erwähn­te kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit Quel­len, die Kehl­mann und Schal­ko demons­trie­ren wol­len. Denn selbst Max Brods Per­spek­ti­ve auf das Leben und Werk von Kaf­ka ist sub­jek­tiv. Wäh­rend die­se kri­ti­sche Per­spek­ti­ve in ver­schie­de­nen Zwi­schen­schnit­ten dar­ge­stellt wird, ist es dem Publi­kum über­las­sen, über Brods Inten­tio­nen zu urtei­len.  

Die Art und Wei­se, wie in der ers­ten Fol­ge die Bruch­stü­cke zusam­men­ge­schnit­ten wer­den, spie­gelt wider, dass his­to­ri­sche Ereig­nis­se aus ver­schie­de­nen Pha­sen und Berei­chen oder Aspek­ten des Lebens im Nach­hin­ein zu einer Geschich­te zusam­men­ge­setzt wer­den. Dabei erscheint Geschich­te zwar line­ar, aber wie man am Auf­bau der Fol­ge sieht, muss sie das nicht (zwangs­läu­fig) sein. Bio­gra­fi­sches Arbei­ten heißt hier, his­to­ri­sche Quel­len durch fik­tio­na­le Antei­le zu einer gut les­ba­ren Erzäh­lung zusam­men­zu­fü­gen. In der Serie wer­den Figu­ren wie Max Brod zu Ver­knüp­fungs­punk­ten. Die Serie zeigt Kaf­ka haupt­säch­lich durch sei­ne Hand­lun­gen und Dia­lo­ge mit den ande­ren Figu­ren. Das Publi­kum hat kei­nen Blick in sein Innen­le­ben wie bei ande­ren Figu­ren. Das reflek­tiert das Ver­hält­nis zwi­schen Biograf:innen und den Sub­jek­ten ihrer Arbeit. Biograf:innen haben oft nur indi­rekt Zugang (über Quel­len, Wer­ke) zu den his­to­ri­schen Per­so­nen. Die­se Distanz dar­zu­stel­len ist Kehl­mann und Schal­ko in der Serie beson­ders wich­tig, um die Schwie­rig­kei­ten der bio­gra­fi­schen Arbeit offen zu kom­mu­ni­zie­ren. Im Gegen­satz zu Kaf­ka hat Brod als Film­fi­gur kei­ne Distanz zum Publi­kum. Wie bereits erwähnt, gibt es meh­re­re Momen­te in der Fol­ge, in denen Brod den Erzäh­ler und das Publi­kum direkt anspricht: ein­mal, wäh­rend er mit Kaf­ka durch Ita­li­en reist, und ein zwei­tes Mal, als er dem Erzäh­ler und Publi­kum gegen­über recht­fer­tigt, war­um er sei­ne Freun­des­grup­pe als »Pra­ger Kreis« bezeich­net.17 Die­se Anspra­chen durch­bre­chen die vier­te Wand.18 Brod und ande­re Figu­ren gewin­nen an ›Hand­lungs­frei­heit‹, die der Kaf­ka-Figur ver­wehrt bleibt. 

Neben Max Brod sind auch ande­re Per­so­nen aus Kaf­kas enge­rem sozia­len Umfeld ein »Aspekt« sei­nes Lebens.19 Wäh­rend Brod für die Über­lie­fe­rung von Kaf­kas Tage­bü­chern und Wer­ken ver­ant­wort­lich ist, ermög­li­chen die Brie­fe ande­rer Per­so­nen wei­te­re Ein­bli­cke. In Feli­ce (Fol­ge 2), Mile­na (Fol­ge 5) und Dora (Fol­ge 6) wer­den die Dia­lo­ge zwi­schen Kaf­ka und die­sen Figu­ren vor allem aus den über­lie­fer­ten Brie­fen von Kaf­ka dar­ge­stellt. In der fünf­ten Fol­ge bei­spiels­wei­se wird die Bezie­hung zwi­schen Kaf­ka und sei­ner Über­set­ze­rin Mile­na Jesens­ká in einem Tref­fen in Wien – das es nach­weis­lich gab – dar­ge­stellt. Die Ant­wor­ten von Mile­na Jesens­ká sind nicht über­lie­fert, ähn­lich wie bei Feli­ce Bau­er. Jesens­kás Schrif­ten und spä­te­re Brie­fe an Max Brod wur­den für die Dia­lo­ge ver­wen­det. So wirft Jesens­ká bei­spiels­wei­se Kaf­ka vor, dass er nicht bereit gewe­sen sei, sich mit einer Aus­re­de von der Arbeit zu absen­tie­ren, um sie zu besu­chen: »[N]ie könn­test du gewin­nen, das trägst du vor dir her, und alle hel­fen wir dir – […] auch dei­ne Vor­ge­setz­ten, die du ja nie belü­gen wür­dest nur wegen einer Frau« (Fol­ge 5, Sze­ne 518, 36:15).20 Außer­dem äußert sich Mile­na in ihrem Dia­log mit Kaf­ka, anstatt nur Zuhö­re­rin zu sein, wie man es in Fol­ge 2 bei Feli­ce Bau­er sieht, die Kaf­ka haupt­säch­lich beim Vor­le­sen sei­ner Brie­fe zuhört. Dass Feli­ces Brie­fe an Kaf­ka nicht über­lie­fert sind, wird durch das pas­si­ve Zuhö­ren signa­li­siert. Sie beschwert sich aller­dings direkt beim Erzäh­ler laut Dreh­buch wie folgt: 

ERZÄHLER (V.O.) 

Hör ihm zu. 

FELICE 

Ich will ihm aber nicht mehr zuhö­ren! Ich will ihm end­lich nicht mehr zuhö­ren müs­sen! 

(Fol­ge 2, Sze­ne 243, 43:52) 

Auch Dora Dia­mant (Fol­ge 6: Dora) kann mit dem Erzäh­ler inter­agie­ren. Mile­na hin­ge­gen wen­det sich nicht an den Erzäh­ler. Die mit ihr befass­te Fol­ge 5 (Mile­na) ist damit die ein­zi­ge Fol­ge der Serie, in wel­cher der Erzäh­ler nicht vor­kommt. Dar­aus lässt sich schlie­ßen, dass die Quel­len­la­ge den Hand­lungs­spiel­raum der Figu­ren und die Erzähl­wei­se bedingt. In der Kaf­ka-For­schung wer­den Feli­ce und Mile­na sehr pas­siv dar­ge­stellt. Das wird durch die Figu­ren Feli­ce und Mile­na in den ihnen gewid­me­ten Fol­gen in Fra­ge gestellt. Kehl­mann und Schal­ko las­sen Feli­ce dem Erzäh­ler wider­spre­chen und Mile­na durch ihre Brie­fe und Schrif­ten spre­chen. Damit stellt die Serie sich gegen die all­ge­mei­ne Auf­fas­sung, dass die Frau­en in Kaf­kas Leben nur pas­si­ve Rezi­pi­en­tin­nen sei­ner Brie­fe waren. Die­se Ansicht ent­steht dadurch, dass nur sei­ne Brie­fe ver­öf­fent­licht wur­den, ihre Brie­fe an ihn aber ver­lo­ren gegan­gen sind.21  

Kaf­kas Wer­ke als Selbst­cha­rak­te­ri­sie­rung 

Schließ­lich wer­den auch Aus­zü­ge aus Kaf­kas Wer­ken für die Erzäh­lung sei­nes Lebens her­an­ge­zo­gen. Die Wer­ke sind der offen­sicht­lichs­te Beweis für die Ver­knüp­fung von Quel­len mit Erzähl­ver­fah­ren und erschei­nen als Zwi­schen­schnit­te in der bio­gra­fi­schen Dar­stel­lung, bei der Kaf­ka zum Prot­ago­nis­ten sei­ner eige­nen Wer­ke wird. Das folgt einer auto­bio­gra­fi­schen Inter­pre­ta­ti­on von Kaf­kas Wer­ken, die laut Kehl­mann und Schal­ko die Inspi­ra­ti­ons­quel­len Kaf­kas für das Publi­kum nach­voll­zieh­bar machen soll.22 So zieht sich die Ent­ste­hung von Kaf­kas Wer­ken als roter Faden durch die gesam­te Serie. Sie wer­den zu erzäh­len­den Ele­men­ten, die Kaf­ka vor allem als Schrift­stel­ler cha­rak­te­ri­sie­ren. Zum Bei­spiel wird Kaf­ka in der ers­ten und fünf­ten Fol­ge von zwei Män­nern ver­folgt, die in meh­re­ren sei­ner Wer­ke (und damit mehr­fach von den glei­chen Dar­stel­lern in der Serie gespielt) vor­kom­men. Kaf­kas pani­sche Angst vor den bei­den Män­nern soll die Para­noia zei­gen, die Kaf­ka in sei­nem All­tag erleb­te, denn die Inspek­to­ren tau­chen nur in sei­ner Frei­zeit auf. Dar­aus kann man zwei Schlüs­se zie­hen. Zum einen zeigt sich, dass Kaf­ka sei­ne Umge­bung immer mit einem lite­ra­ri­schen Blick betrach­tet und Inspi­ra­ti­on in sei­nem All­tag fin­det. Zum ande­ren deu­tet es dar­auf hin, dass Kaf­ka sich in sei­nen sozia­len Bezie­hun­gen nie ganz wohl­fühl­te.23 Wäh­rend sei­nes Spa­zier­gangs mit Mile­na wird Kaf­ka auf die Män­ner auf­merk­sam und vor allem nach­dem er sich wei­gert, mit Mile­na zu schla­fen: »Die hal­be Stun­de im Bett. Oder im Gras. Das gan­ze schmut­zi­ge…« (Fol­ge 5, Sze­ne 514, 24:52). Damit wer­den die bei­den Män­ner im Dreh­buch zum Sym­bol dafür, dass Kaf­ka sich in sei­nen inti­men Bezie­hun­gen unwohl fühlt.   

In dem Dreh­buch wer­den angst­ein­flö­ßen­de Figu­ren in sei­nen Wer­ken häu­fig als Sym­bo­le für sei­ne Schwie­rig­kei­ten in sozia­len Situa­tio­nen gedeu­tet. So steht bei­spiels­wei­se als Regie­an­wei­sung:  

An einer Haus­wand ste­hen zwei Män­ner in Leder­män­teln und sehen ihn an. Etwas an ihrem Anblick ver­un­si­chert ihn, er geht lang­sa­mer, blickt gebannt in ihre Rich­tung. Auf ein­mal hat sich die Stim­mung geän­dert, sie ist nicht mehr hei­ter, etwas Unheil­vol­les liegt in der Luft (Fol­ge 1, Sze­ne 111). 

Dies wird auch in ande­ren Fol­gen gezeigt, in denen die Kaf­ka-Figur sich in ein Unge­zie­fer ver­wan­delt (wie in Die Ver­wand­lung) oder als Georg Ben­de­mann (aus der Erzäh­lung Das Urteil) von der Brü­cke stürzt (bei­des in Fol­ge 3: Fami­lie). Die Ver­stri­ckung zwi­schen Kaf­ka und sei­nen Wer­ken kul­mi­niert dann in der letz­ten Fol­ge, indem Abschnit­te aus Das Schloss dar­ge­stellt wer­den. Dabei tritt der Dar­stel­ler von Kaf­ka immer wie­der als der Land­ver­mes­ser K. auf, der sich auf den Weg ins Schloss macht. Kaf­kas Tod bedeu­tet in der Serie, dass der Land­ver­mes­ser K. eben­falls stirbt, bevor er das Schloss errei­chen kann. Da der Roman nie zu Ende geschrie­ben wur­de, erfand Kehl­mann für die Serie einen fik­ti­ven Schluss, um die Kon­gru­enz von Kaf­kas Leben mit sei­nen Wer­ken auch am Ende der Serie her­zu­stel­len. Die­se Deu­tung ist auto­bio­gra­fisch und wird noch ver­stärkt, indem die Darsteller:innen der Per­so­nen in Kaf­kas enge­rem sozia­len Umfeld (Max Brod, Mile­na Jesens­ká usw.) auch die Dorfbewohner:innen in den Sze­nen des Romans spie­len. Die Dorfbewohner:innen schau­en dabei zu, wie K. stirbt, so wie Kaf­kas enge Freun­de die Kaf­ka-Figur vor sei­nem Tod besu­chen. 

Es gibt aber auch eine Fol­ge, in der kei­nes von Kaf­kas Wer­ken vor­kommt, näm­lich Fol­ge 4: Bureau. In die­ser Fol­ge wird Kaf­kas Arbeit als Beam­ter der Arbei­ter- Unfall­ver­si­che­rung behan­delt. Hier sol­len Kaf­kas her­aus­ra­gen­de Fähig­kei­ten bei der Arbeit gezeigt wer­den. Kehl­mann und Schal­ko wol­len damit der gän­gi­gen, teil­wei­se aus sei­nen Wer­ken abge­lei­te­ten Behaup­tung wider­spre­chen, dass sich Kaf­kas zwi­schen­mensch­li­che Schwie­rig­kei­ten auch auf sein Arbeits­le­ben über­tra­gen.24 Des­halb ergibt es Sinn, dass in die­ser Fol­ge kei­ne Wer­ke dar­ge­stellt wer­den. Trotz­dem hat die Arbeit in der Ver­si­che­rung auch sei­ne Wer­ke beein­flusst. So sagt in der Serie bei­spiels­wei­se Rai­ner Maria Ril­ke nach Kaf­kas Lesung aus In der Straf­ko­lo­nie (Fol­ge 2: Feli­ce), als er von Kaf­kas Beruf erfährt: »Nach dem heu­ti­gen Abend kann ich nicht behaup­ten, daß ich mich dar­über ver­wun­de­re« (Fol­ge 2, Sze­ne 248, 42:30). Ril­ke ver­mu­tet, dass Kaf­kas Arbeit für die Aus­sichts­lo­sig­keit und die Grau­sam­kei­ten in sei­nen Wer­ken ver­ant­wort­lich ist. In den ande­ren Fol­gen, in denen Kaf­kas Wer­ke erwähnt wer­den, sug­ge­riert die Serie, dass er durch das Schrei­ben auch sei­ne psy­chi­schen Pro­ble­me ver­ar­bei­te­te. 

Kaf­kas Leben als fil­mi­sche Annä­he­rung 

Die Beson­der­heit die­ser Serie ist der Voice­over-Erzäh­ler, der Per­so­nen aus Kaf­kas enge­rem sozia­len Umfeld und sei­ne Wer­ke instru­men­ta­li­siert, um ver­schie­de­ne Aspek­te aus Kaf­kas Leben dar­zu­stel­len. Der Erzäh­ler selek­tiert, bear­bei­tet und ord­net die his­to­ri­schen Quel­len, um dar­aus eine stim­mi­ge Geschich­te zu for­men. Dabei wer­den die Her­aus­for­de­run­gen, wel­che die oft nur frag­men­ta­ri­schen Schrif­ten Franz Kaf­kas berei­ten, offen ange­spro­chen. Der Erzäh­ler bemüht sich um eine mög­lichst rea­lis­ti­sche Dar­stel­lung, wobei der Ablauf der Hand­lung nicht immer chro­no­lo­gisch ist. Ein ver­stän­di­ges Publi­kum erkennt, dass die his­to­ri­schen Quel­len für die Dia­lo­ge in der Serie genutzt wur­den. Gleich­zei­tig müs­sen Lücken und Leer­stel­len der Über­lie­fe­rung mit Fik­tio­nen gefüllt wer­den. Das wird vor allem durch den Wider­spruch der Figu­ren gegen­über dem Erzäh­ler deut­lich gemacht. Die oft­mals unschar­fe Gren­ze zwi­schen Fak­ten und Fik­ti­on zeigt sich als Hür­de und zugleich als Mög­lich­keit der bio­gra­fi­schen Arbeit. Wäh­rend man mei­nen könn­te, dass dies bei den Zuschauer:innen Zwei­fel an der Wahr­haf­tig­keit der Dar­stel­lung her­vor­ru­fen wür­de, tritt genau der gegen­tei­li­ge Effekt ein. Erst wenn die Leer­stel­len ima­gi­na­tiv gefüllt sind, erweist sich die Erzäh­lung als stim­mig. Dass Kaf­kas Leben sicher­lich nicht genau so gewe­sen ist, wie es uns die Serie zeigt, ahnt man natür­lich, aber den­noch ist sie ein Ver­such der Annä­he­rung an sei­nen Cha­rak­ter und sein Leben. 

Zitierte Quellen

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Kaf­ka (A/D 2024). Fern­seh­se­rie: 1 Staf­fel mit 6 Fol­gen, Fol­gen­län­ge: 42–48 Min. Regie: David Schal­ko. Dreh­buch: Dani­el Kehl­mann in Zusam­men­ar­beit mit David Schal­ko. Pro­duk­ti­on: David Schal­ko, John Lueft­ner. Musik: Kyr­re Kvam. Kame­ra: Mar­tin Gschlacht. Cast: Joel Bas­man (Frank Kaf­ka), David Kross (Max Brod), Nicho­las Ofc­za­rek (Her­mann Kaf­ka), Liv Lisa Fries (Mile­na Jesens­ká). Pre­mie­re: 20. März 2024 auf ARD Media­thek.

Klein, Chris­ti­an: Ein­lei­tung: Bio­gra­phik zwi­schen Theo­rie und Pra­xis. Ver­such einer Bestands­auf­nah­me. In: Chris­ti­an Klein (Hrsg.): Grund­la­gen der Bio­gra­phik. Theo­rie und Pra­xis des bio­gra­phi­schen Schrei­bens. Stutt­gart, Wei­mar: Metz­ler 2022. S. 1–22.

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Poe­tik-Dozen­tur Tübin­gen. 2024b. Dani­el Kehl­mann im Gespräch mit Nora Bossong: »Über Geschich­te schrei­ben«. https://www.youtube.com/watch?v=srkjzOXw2Qw&t=2568s. Letz­ter Zugriff: 21. Mai 2025.

Stach, Rei­ner: Kaf­ka. Die frü­hen Jah­re. Frank­furt am Main: S. Fischer Ver­lag 2014.

  1. Ich bedan­ke mich bei Dani­el Kehl­mann und David Schal­ko dafür, dass sie mir das Dreh­buch für die­sen Essay zur Ver­fü­gung gestellt haben. Da die­ses unpa­gi­niert ist, zitie­re ich dar­aus unter Anga­be der Sze­ne sowie der Zeit­an­ga­be in der Serie. ↩︎
  2. Für die inhalt­li­che und redak­tio­nel­le Bera­tung und zahl­rei­che Hin­wei­se im Pro­zess der Über­ar­bei­tung bedan­ke ich mich bei Prof. Dr. Evi Zema­nek und den Mit­glie­dern des Kur­ses »Poe­ti­ken der Gegen­wart« (Win­ter­se­mes­ter 2024/25, Deut­sches Semi­nar, Uni­ver­si­tät Tübin­gen). ↩︎
  3. Jan Hen­schen, Flo­ri­an Krauß, Alex­an­dra Ksen­o­fon­to­va und Claus Tie­ber: Ein­lei­tung. In: (Dies.) (Hrsg.): Dreh­buch­for­schung. Per­spek­ti­ven auf Tex­te und Pro­zes­se. Wies­ba­den: Sprin­ger VS 2022. S. 1–24. S. 4. Vgl. auch Flo­ri­an Krauß: Posi­tio­nen und Dise­ra­te der Dreh­buch­for­schung. In: MEDI­EN­wis­sen­schaft 40 2023. H. 1. S. 8–23. S. 9. ↩︎
  4. Ste­ven Maras: Screen­wri­ting: Histo­ry, Theo­ry, and Prac­ti­ce. Lon­don und New York: Wall­flower Press 2009. S. 6. ↩︎
  5. Ebd. S. 45. ↩︎
  6. Vgl. Knut Hickethi­er: Film- und Fern­seh­ana­ly­se. 5. aktua­li­sier­te und erwei­ter­te Auf­la­ge. Stutt­gart: Metz­ler 2012. S. 99. ↩︎
  7. Poe­tik-Dozen­tur Tübin­gen. 2024a. Dani­el Kehl­mann im Gespräch mit David Schal­ko: “Kaf­ka und wir”. https://www.youtube.com/watch?v=v7DlKTLIOl0&list=PLsZhiMXtMWI7QZKBAkGXru4rk1yzDrdJx. Letz­ter Zugriff: 20. Mai 2025. 0:07:25 ↩︎
  8. Zum Begriff Bio­pic für eine ver­film­te Bio­gra­fie vgl. u. a. Geor­ge F. Cus­ten: BIO/PICS. How Hol­ly­wood Con­s­truc­ted Public Histo­ry. New Bruns­wick (NJ): Rut­gers Uni­ver­si­ty Press 1992. S. 5. ↩︎
  9. Vgl. Chris­ti­an Klein: Ein­lei­tung: Bio­gra­phik zwi­schen Theo­rie und Pra­xis. Ver­such einer Bestands­auf­nah­me. In: Chris­ti­an Klein (Hrsg.): Grund­la­gen der Bio­gra­phik. Theo­rie und Pra­xis des bio­gra­phi­schen Schrei­bens. Stutt­gart, Wei­mar: Metz­ler 2022. S. 1–22. S. 11–12. ↩︎
  10. Ebd. S. 11. ↩︎
  11. Ebd. ↩︎
  12. Kaf­ka (A/D 2024). Fern­seh­se­rie: 1 Staf­fel mit 6 Fol­gen, Fol­gen­län­ge: 42–48 Min. Regie: David Schal­ko. Dreh­buch: Dani­el Kehl­mann in Zusam­men­ar­beit mit David Schal­ko. Pro­duk­ti­on: David Schal­ko, John Lueft­ner. Musik: Kyr­re Kvam. Kame­ra: Mar­tin Gschlacht. Cast: Joel Bas­man (Frank Kaf­ka), David Kross (Max Brod), Nicho­las Ofc­za­rek (Her­mann Kaf­ka), Liv Lisa Fries (Mile­na Jesens­ká). Pre­mie­re: 20. März 2024 auf ARD Media­thek. ↩︎
  13. Poe­tik-Dozen­tur Tübin­gen. 2024a. 0:08:45. ↩︎
  14. Rei­ner Stach: Kaf­ka. Die frü­hen Jah­re. Frank­furt am Main: S. Fischer Ver­lag 2014. S. 268. ↩︎
  15. Im Fol­gen­den wer­den die jewei­li­gen Fol­gen der Serie mit Fol­gen­num­mer, Sze­nen­num­mer aus dem Dreh­buch und, falls ver­filmt, mit Time­code (Minu­te: Sekun­de) ange­ge­ben. ↩︎
  16. Vgl. Poe­tik-Dozen­tur Tübin­gen. 2024b. Dani­el Kehl­mann im Gespräch mit Nora Bossong: »Über Geschich­te schrei­ben«. https://www.youtube.com/watch?v=srkjzOXw2Qw&t=2568s. Letz­ter Zugriff: 21. Mai 2025. 0:40:38. ↩︎
  17. Sie­he Max Brod: Der Pra­ger Kreis. Hrsg. von Hans-Gerd Koch. Göt­tin­gen: Wall­stein 2016. ↩︎
  18. Die vier­te Wand zu durch­bre­chen, ist eine ursprüng­lich aus dem Thea­ter bekann­te Tech­nik, bei der Figu­ren die Illu­si­on einer geschlos­se­nen Büh­nen­hand­lung zer­stö­ren, z. B. indem sie das Publi­kum direkt anspre­chen. ↩︎
  19. Poe­tik-Dozen­tur 2024a. 0:08:45 ↩︎
  20. In dem Brief von Mile­na Jesens­ká an Max Brod heißt es: »[Er] ist aber nicht gekom­men. War­um? Er hat nicht um Urlaub ersu­chen kön­nen. Er hat doch dem Direk­tor, dem­sel­ben Direk­tor, den er aus tiefs­ter See­le bewun­dert (ernst­lich!) […] er hat ihm doch nicht sagen kön­nen, daß er zu mir fährt. Und etwas ande­res sagen – wie­der ein ent­setz­ter Brief – wie denn? Lügen? Dem Direk­tor eine Lüge sagen? Unmög­lich« (Max Brod: Über Franz Kaf­ka. Frank­furt am Main: S. Fischer Ver­lag 1966. S. 199). ↩︎
  21. Bei­spie­le dafür sind »Brie­fe an Feli­ce und ande­re Kor­re­spon­den­zen aus der Ver­lo­bungs­zeit« (Hrsg. von Erich Hel­ler und Jür­gen Born. 12. Auf­la­ge. Frank­furt am Main 1976) oder »Brie­fe an Mile­na« (Hrsg. von Jür­gen Born und Micha­el Mül­ler. Frank­furt am Main 1986). ↩︎
  22. Poe­tik-Dozen­tur 2024a. 0:35:59. ↩︎
  23. Eine Inter­pre­ta­ti­on, die sicher­lich aus der Kaf­ka-Bio­gra­fie von Rei­ner Stach stammt, wenn er bei­spiels­wei­se schreibt: »Auch der befremd­li­che Gegen­satz zwi­schen Kaf­kas Sicher­heits­stre­ben und sei­ner Unfä­hig­keit zu lang­fris­ti­ger Pla­nung geht ver­mut­lich zurück auf einen irrepa­ra­blen Man­gel an Welt­ver­trau­en.« (Stach: Kaf­ka. S. 82) ↩︎
  24. Vgl. Poe­tik-Dozen­tur 2024a. 0:29:05. ↩︎